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Mozart mit Fiedelschachtel

■ 200. Dacapo-Konzert bei Rabus: „Les Trois“ und das Duo Goldstein/Kaul

Es fing an mit einer Uraufführung: die „Durchscheinenden Etüden“ des jungen Kölner Komponisten Caspar Johannes Walter (komponiert 1990). Diese Etüden sind unterschiedlich besetzt: eine mit Viola und Kontrabaß, eine mit Cello, und eine ist für die komplette Triobesetzung geschrieben. Ihre Namen verdanken die Stücke wohl der systematischen Kompositionsstruktur, die ihnen eine beträchtliche Klarheit verleiht.

Am Donnerstag Uhr in der Galerie Katrin Rabus gelang es dem Streichtrio „Les Trois“ , diese Klarheit mit wirkungsvollem Musizieren zu verbinden. Zu dem Trio gehören der französische Bratscher Vincent Royer, die amerikanische Cellistin Biruta Alle und der Hamburger Kontrabassist Eberhard Maldfeld. Besonders die rhythmische Genauigkeit der drei brachte einen ungeheuren Drive. Ebenso überzeugend führten sie eine Komposition von Younghi Pagh-Paan auf.

Umso erstaunlicher, daß die MusikerInnen nicht in der Lage waren, das Mozart-Duo für Cello und Kontrabaß (original für Cello und Fagott) ebenso souverän vorzustellen. Besonders die Intonation ließ hier sehr zu wünschen übrig. Es ist ohnehin fraglich, ob ein Mozart-Stück inmitten von lauter zeitgenössischen Kompositionen einen Sinn macht.

Der zweite Teil des Konzertes, bestritten von dem Duo Malcolm Goldstein (Violine) und Mathias Kaul (Perkussion), ging ganz anders an die Neue Musik heran. Auf der Suche nach neuen Klängen setzten die beiden perkussive Effekte ein, vom Kratzen auf Steinen bis zum Streichen eines Pappkartons mit einem Bogen. Dabei ging es weniger um komplizierte Kompositionsstrukturen als vielmehr um den Ideenreichtum beim Umgang mit Instrumenten.

Folkloristische Elemente und ein höherer Anteil an Improvisiertem machten den zweiten Teil zu einem abwechslungsreichen Gegenpol. So war diese Veranstaltung trotz anstrengender Länge ein gelungenes 200. DACAPO-Konzert. Marco Ehrhardt

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