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Moskau droht mit radikalen Maßnahmen

■ Verteidigungsminister: Tschetschenienkrieg kann noch drei Monate dauern. Rebellen bestreiten russische Erfolgsmeldungen

Moskau/Sleptsowsk (rtr/AFP) – Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew hat den Unabhängigkeitsrebellen in Tschetschenien mit „radikaleren Maßnahmen“ gedroht, falls es die Situation erfordere. Im Moment genüge jedoch, was die „Armee leistet“, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax gestern den Minister. Nach Sergejews Einschätzung kann der Krieg Moskaus gegen die Unabhängigkeitsrebellen noch drei Monate dauern. Am vergangenen Wochenende hatte der stellvertretende Generalstabschef Waleri Manilow davon gesprochen, der Krieg werde bis Jahresende abgeschlossen sein.

Nach Angaben Sergejews werden die russischen Truppen in Tschetschenien in zwei oder drei Tagen die strategisch wichtige Stadt Argun einnehmen. Die Stadt sei bereits abgeriegelt. Die Bevölkerung in Argun unterstütze die russischen Truppen. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, die örtliche Bevölkerung habe die russischen Truppen aufgefordert, das Granatfeuer auf ihre Gemeinde einzustellen. Die Einwohner hätten die islamistischen Kämpfer bereits vertrieben, sagte eine Delegation der Bevölkerung von Argun Itar-Tass zufolge.

Argun liegt östlich von Grosny und ist das Tor zur tschetschenischen Hauptstadt. Argun und die bereits besetzte zweitgrößte Stadt Gudermes waren die beiden Haupthindernisse für eine vollständige Blockade Grosnys. Nach eigenen Angaben haben die russischen Verbände Grosny zu 80 Prozent eingekesselt. Das russische Militär erklärt weiterhin, es habe keine Pläne, die Stadt zu stürmen.

Ein Sprecher der Rebellen, Mowladi Udugow, sagte hingegen, Grosny sei nicht abgeriegelt, die Russen kontrollierten lediglich das Gebiet nördlich der Stadt. In den vergangenen fünf Wochen hätten die russischen Einheiten keine Fortschritte erzielt, sagte Udugow. Die Rebellen töteten Udugow zufolge in den vergangenen zwei Tagen 200 russische Soldaten.

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