Mordserie in Nordossetien: Anschlag im Nordkaukasus
Scharfschütze tötete den Bürgermeister von Wladikawkas. Nordossetiens Präsident droht darauf hin den Sicherheitsorganen Konsequenzen an.
BERLIN taz Witali Karajew, Bürgermeister von Wladikawkas, der Hauptstadt der Nordkaukasusrepublik Nordossetien, ist bei einem Mordanschlag ums Leben gekommen. Ein Scharfschütze tötete Karajew am Mittwochmorgen, als dieser sein Haus verließ und in seinen Dienstwagen steigen wollte. Der Mörder muss ein Profi gewesen sein. Mit nur einem Schuss habe er aus größerer Entfernung Karajew ins Herz getroffen, berichten nach Angaben der Internet-Agentur Utro.ru die vier Leibwächter Karajews. Der 46-jährige Karajew, der sein Amt erst im Februar dieses Jahres angetreten hatte, verstarb wenig später im Krankenhaus.
Karajews Fahrer und ein Leibwächter, die sich zur Tatzeit im Wagen aufhielten, konnten keine Angaben über den Mörder machen. Dieser sei zu weit entfernt gewesen. Sofort nach Bekanntwerden des Mordes rief Nordossetiens Präsident Taimuras Mamsurow die Chefs der Sicherheitskräfte zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Gleichzeitig kritisierte Mamsurow die Sicherheitsorgane, die kaum Erfolge vorzuweisen hätten. Nicht ein einziges Verbrechen, das im letzten Jahr in der Kaukasusrepublik begangen worden sei und für Aufsehen gesorgt habe, sei aufgeklärt. Mamsurow drohte führenden Offizieren der Sicherheitsorgane mit Konsequenzen. "Mit dem Mord an Witali Karajew, mit dem ich eng zusammengearbeitet habe, wollen uns Kräfte herausfordern, die Nordossetien destabilisieren wollen", erklärte Mamsurow.
Der Mord an Karajew reiht sich ein in eine Kette von Gewalttaten und Morden in der Nordkaukasusrepublik. Am 22. Oktober war Karajews Stellvertreter, der Vizebürgermeister von Wladikawkas, Mairam Tamajew, an den Beinen verletzt worden, als eine Bombe unter seinem Wagen explodierte.
Am 6. November waren bei einem Bombenanschlag auf ein Linientaxi im Zentrum von Wladikawkas 12 Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Die meisten Opfer waren Schüler und Studenten. Einen Tag später wurde das Regierungsgebäude evakuiert, nachdem ein anonymer Anrufer den Inlandsgeheimdienst FSB vor Sprengsätzen gewarnt hatte. Spezialeinheiten, die daraufhin das Gebäude durchsuchten, konnten jedoch nichts entdecken.
Die Republik Nordossetien war weltweit in die Schlagzeilen geraten, als Terroristen am 1. September 2004 eine Schule in Beslan stürmten und mehr als 1.200 Geiseln nahmen - darunter ein Großteil Kinder. Bei der gewaltsamen Befreiungsaktion russischer Sicherheitskräfte wurden 322 Menschen getötet.
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