Mord an einem Tierschützer in Tansania: Keine Gnade für Elefantenretter
Wayne Lotter ist durch den Dokumentarfilm „Das Elfenbein-Komplott“ bekannt. Jetzt wurde der Tierschützer erschossen.
In dem Film ermitteln Agenten von Tansanias Kriminalamt (NTSCIU) gegen einen Ring afrikanischer Wilderer, die vor allem in Tansanias berühmten Nationalpark Serengeti für den Tod Tausender Elefanten verantwortlich sind. „Shetani Hana Huruma“ nannte sich der Chef dieser Bande, übersetzt aus der lokalen Sprache Kisuaheli: der Teufel kennt keine Gnade. Er wurde aufgrund der Ermittlungen im Oktober 2015 festgenommen, als er Elfenbein im Wert von über 800.000 Dollar verkaufen wollte. Im März wurde er zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der ermordete Lotter ist Mitgründer und Chef der NGO PAMS. Die Organisation setzt sich für den Tierschutz ein. Sie finanziert und unterstützt auch das Kriminalamt NTSCIU sowie die nationale Naturschutzbehörde, die für die Verhaftung Shetanis zuständig waren. Womöglich ist er dadurch zum Ziel der Wildererbande geworden.
Lotter hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Todesdrohungen erhalten. Er wurde am Mittwoch auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel im Taxi erschossen. Ein anderes Auto stoppte das Taxi, zwei Männer stiegen aus und ballerten los.
Chinesen kaufen die meisten Stoßzähne
Der Kampf gegen den Elfenbeinhandel und die Wilderei hat in Afrika jüngst Erfolge erzielt, nicht nur in Tansania, sondern auch in der DR Kongo, in der Zentralafrikanischen Republik, in Kenia, Uganda und Südafrika. Allein in Tansania wurden seit 2012 über 2.000 Wilderer und Elfenbeinhändler verhaftet. Darunter zahlreiche Chinesen, die Hauptabnehmer afrikanischer Stoßzähne. Die Wilderei soll allein in Tansania um 50 Prozent zurückgegangen sein.
Grund für den Erfolg sind mehr Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel. Zwischen 2007 bis 2014 nahm der weltweite Elefantenbestand um 30 Prozent ab, viele Stoßzähne wurden nach China verkauft. Deshalb versuchten in den vergangenen Jahren zahlreiche Kampagnen, weltweit Geld zu akquirieren. In vielen Ländern wurden damit Ermittlergruppen eingesetzt, ausgebildet und ausgestattet, auch mit Abhörtechnologie und Drohnen zur Luftaufklärung.
Der Netflix-Film „The Ivory Game“, der die Ermittler auf ihrer Jagd nach Shetani begleitet, wurde 2016 ebenso berühmt wie die 2014 ebenfalls auf Netflix gestartete Dokumentation „Virunga“ über den gleichnamigen Nationalpark im Ostkongo. Auch dort wurde noch vor der Filmpremiere Parkdirektor und Protagonist Emmanuel de Merode angeschossen. Er überlebte nur knapp.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern