Mord an Investigativjournalist Ján Kuciak: Festnahmen in der Slowakei
Die Polizei hat mehrere Verdächtige festgenommen, nannte aber keine Details. Kuciaks Ermordung hatte landesweit Proteste und eine Regierungskrise ausgelöst.
Der Rechtsanwalt der Familie Kuciak, Daniel Lipsic, bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Behörden ihn über die Verhaftung informiert hätten. Es war zunächst unklar, wie viele Personen festgenommen wurden. Die Polizei selbst gab Festnahmen bekannt und bestätigte bei Facebook einen Einsatz wegen eines Gewaltverbrechens, aber nicht in welchem Fall. Details würden wegen des noch laufenden Verfahrens vorerst nicht veröffentlicht.
Ministerpräsident Peter Pellegrini begrüßte dagegen die Verhaftungen in sozialen Medien. Die Aufklärung des Verbrechens sei eine Priorität seiner Regierung, schrieb er.
Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren am 25. Februar in ihrem Haus in Velkej Maci im Westen der Slowakei tot aufgefunden worden. Das Paar war vier Tage zuvor erschossen worden. Der Reporter des Nachrichtenportals „Aktuality.sk“ hatte zuletzt zu Verstrickungen zwischen slowakischen Politikern und der italienischen Mafia recherchiert. Er hatte sich auf die Themen Korruption und Steuerhinterziehung spezialisiert. Vor einem Monat hatte die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ mangelnde Fortschritte bei den Ermittlungen kritisiert.
Die Ermordung des 27-jährigen Journalisten hatte in dem osteuropäischen Land massive Proteste ausgelöst. Es kam zu einer Regierungskrise, die unter anderem zum Rücktritt von Ministerpräsident Robert Fico führte.
Der Fall Kuciak war bereits der zweite Journalistenmord in einem EU-Mitgliedsstaat innerhalb weniger Monate. Im Oktober 2017 war die maltesische Reporterin Daphne Caruana Galizia bei einem Autobombenanschlag getötet worden. Auch in diesem Fall werfen Kritiker den maltesischen Behörden vor, nur halbherzig zu ermitteln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!