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Moralische Unruhe

(„Zwischenbilanz“, 2., heute, 22.20 Uhr. „Einige Interviews zu persönlichen Fragen“, 1., Mittwoch, 21.40 Uhr)

Diese zwei Spielfilme, in den siebziger Jahren gedreht, zeichnen sich sich durch lange Abstinenz auf unseren Bildschirmen aus. Es geht um Frauen, die nicht ins Bild (wessen auch immer) paßten. Ohnehin hatte das DDR-Fernsehen in den letzten zehn Jahren einen Hang dazu, interessante Filme der „Bruderländer“ zu ignorieren.

„Moralische Unruhe“ nennen die Polen solche Filme wie die von von Krzysztof Zanussi. Er erzählt in „Zwischenbilanz“ von Marta, beruflich und familiär gut situiert, die sich plötzlich leer und einsam fühlt, zum erstenmal Worte dafür findet: „Ich will frei sein, ich will das Recht haben, zu machen, was ich will.“ - An sich denken, nicht ewig an die Familie, an die anderen.

Nach langem Überlegen packt sie die Sachen, verläßt Mann und Kind, geht zu dem anderen. Und kehrt nach einem Tag zurück. Die letzte Einstellung: Sie schaut ihren Mann an, als ob sie ihn zum erstenmal sieht. Hat sie auf ihrem Weg wirklich zu sich selbst gefunden?

In die Krise zwischen moralischen Werten und Alltäglichkeit des Lebens gerät auch Sofiko in „Einige Interviews zu persönlichen Fragen“.Die Journalistin geht Lebensproblemen von Frauen nach, Die Suche nach deren Schicksal verstrickt sich immer mehr mit ihrem eigenen. Erinnerungen an das Verschwinden der Mutter, der Alltag mit dem herrischen Mann, Sofiko ahnt, daß sie den Belastungen nicht mehr gewachsen ist. Etwas verändern? Davor scheut sie zurück. Vor allem Sofiko Tschaureki als Sofiko macht den Film so glaubwürdig. Die georgische Regisseurin Lana Gogoberidse erzählt nicht nur inhaltlich, sondern auch formal brisant. Hektische Schnitte wechseln mit wunderschönen ruhigen Einstellungen.

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