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Moral und Wissenschaft

■ Vortrag des Direktors des Instituts für Genetik der Universität Köln vor der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie

Benno Müller-Hill

Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, was denn möglicherweise Moral und Wissenschaft verknüpft, dann könnte man zunächst geneigt sein, alles auf die Frage zu reduzieren, daß es darauf ankommt, in Wissenschaft die Wahrheit - und nichts als die Wahrheit - zu sagen. Jeder von Ihnen wird irgendwann in seiner Karriere mit diesem Problem konfrontiert worden sein. Ich habe mir überlegt, wann das bei mir zuerst geschah. Ich war vielleicht 14 Jahre alt, Gymnasiast. Unser Physiklehrer hatte im Hof unseres Gymnasiums ein Fernrohr aufgestellt, mit dem wir einen Himmelskörper beobachten sollten. Wir stellten uns der Reihe nach auf, die Größten vorn, die Kleinsten hinten, - weil ich klein war, stand ich ganz hinten -, und der Größte also guckte zuerst durch dieses Fernrohr und wurde gefragt: „Siehst du's?“, und er sagte: „Ja, undeutlich.“ Und dann sagte der Lehrer, man müsse an dem Objektiv drehen, und dann drehte der Schüler an dem Objektiv und so sah er es. Dann kam der zweite, und der wurde auch gefragt: „Siehst du's?“, und der sagte: „Ja, ich sehe's.“ So ging es die ganze Reihe der Klasse durch bis kurz vor mir, da kam einer, der sagte: „Ich seh‘ nichts. Es ist dunkel.“ Und da schrie der Lehrer: „Natürlich, dreh doch an diesem Ding, du Dummkopf!“ Dann drehte der Schüler an dem Objektiv und sagte: „Ich sehe immer noch nichts.“ Daraufhin kam der Lehrer, beugte sich vor und sah selbst durch und erschrak. Der Lehrer schaute auf, und wir sahen alle, was los war. Vorn an dem Fernrohr war eine Klappe, die verschlossen war, und keiner von all denen, die dieses Gestirn gesehen haben, hatte irgend was gesehen.

Es ist interessant zu berichten, was aus denen geworden ist, die den Stern gesehen haben. Da ist ein Professor für Physik dabei, ein Professor für Botanik und auch ein Professor für Philosophie, der später Programmdirektor einer Fernsehanstalt wurde. Und der, der nichts gesehen hatte, der übrigens sehr gut in Physik und sehr gut in Mathematik war, aber schlecht in Betragen und schlecht in Latein dazu, der mußte die Schule verlassen. Er paßte auch nicht zu uns, seine Eltern waren Arbeiter. Das war außerordentlich ungewöhnlich an dem Freiburger Bertold-Gymnasium, wo man im allgemeinen Sohn eines Professors, eines Arztes oder eines Rechtsanwalts war. Damit war das Problem gelöst. Er verließ die Schule, und die anderen machten Karriere. Mir ist diese Prüfung erlassen worden. Ich frage mich noch heute, ob ich sie bestanden hätte. Die Klassenkameraden, die ich vor kurzem gefragt habe, konnten sich an nichts erinnern. Sie hatten alles vergessen.

All das, denkt man, hört in dem Moment auf, wo man Forschung betreibt. Da kann man nicht mehr so operieren. Wenn ich zurückblicke, dann weiß ich aber, daß es in meiner eigenen Gruppe innerhalb von zwanzig Jahren zwei Fälle von Betrug gab. Und daß es in zwei anderen Abteilungen ebenfalls Fälle von Betrug gab, die in Journalen publiziert wurden. Es gibt an deutschen Universitäten leider keinen Mechanismus, um sich damit auseinanderzusetzen. Man kehrt das unter den Teppich. In meinem Fall hatte ich das große Glück, daß ich beide Male den Betrug selbst entdeckte, einmal früh und einmal im letzten Moment, so daß ich ein Papier im letzten Moment noch aus dem Druck zurückziehen konnte.

Man könnte jetzt denken, daß es wirklich nichts anderes gibt eben als die Wahrheit und die Wahrheit und sonst nichts. Es gibt eine kleine Veröffentlichung - von Immanuel Kant -, in der er sich mit dieser Frage auseinandersetzt, und zum Schluß kommt, daß man eben aber auch immer die Wahrheit sagen muß. Kant schreibt: „In der Schrift 'Frankreich im Jahre 1797‘ von Benjamin Constant ist folgendes auf Seite 123 enthalten.“ Er zitiert nun Constant: „Der sittliche Grundsatz, es sei immer üblich, die Wahrheit zu sagen, würde, wenn man ihn unbedingt einhält, jede Gesellschaft zur Unmöglichkeit maschen. Den Beweis dafür haben wir in den sehr unmittelbaren Folgerungen, die der deutsche Philosoph (nämlich Kant, B.M.-H.) aus diesem Grundsatz gezogen hat, der soweit geht, zu behaupten, daß die Lüge gegen einen Mörder, der uns fragt, ob unser von ihm verfolgter Freund sich in unser Haus geflüchtet, ein Verbrechen sei.“ Und Kant führt nun aus, man müßte dem Mörder, der nach dem Weg des Freundes fragt, tatsächlich immer die Wahrheit sagen.

Dieser Kantsche Aufsatz, der kurz nach dem Terrorregime von Robespierre erschien, hat mir zu denken gegeben. Denn genau diese Forderung - immer die Wahrheit, nur immer die Wahrheit sagen - und nicht darauf zu achten, für wen man sie sagt und welche Folgen sie bringt - hat zu absolut Fürchterlichem, auch und gerade hier in diesem Land, geführt. Ich möchte Ihnen das an ein paar kleinen Beispielen dokumentieren. Nachdem die Nürnberger Gesetze 1935 erlassen waren, befanden sich viele deutsche Juden, um nicht zu sagen, alle deutschen Juden, in einer außerordentlich unerfreulichen Situation. Aber manche in einer noch unerfreulicheren als andere. Da gab es zum Beispiel einen jungen Mann in Frankfurt, der ein Verhältnis mit einer nichtjüdischen Deutschen hatte und der angezeigt wurde wegen „Rassenschande“ und nun vor Gericht stand. Zu seiner Verteidigung führte er aus, daß jedermann in der Nachbarschaft wußte, daß sein legaler jüdischer Vater nicht sein Vater, sondern daß sein wahrer Vater ein deutscher Offizier sei. Damit wäre er, dessen Mutter nur Halbjüdin war, Vierteljude und kein „Rassenschänder“ gewesen.

An diesem Punkt beginnt der Beitrag der analytischen Wissenschaft. Das Franfurter Institut für Erbbiologie wurde gebeten, ein Gutachten zu machen. War dieser junge Mann tatsächlich der Sohn seines jüdischen juristischen Vaters oder dieses anderen, nichtjüdischen Mannes? Gutachter waren der Freiherr von Verschuer, der damalige Direktor des Instituts, und sein Lieblingsschüler, ein Mann, der später sich einen Namen machte, Dr.Joseph Mengele. Die beiden - der Assistent erhob die Daten und der Professor unterschrieb kamen zum Schluß, daß der junge Mann tatsächlich Sohn seines juristischen Vaters sei, daß also der Vorwurf „Rassenschande“ zurecht bestehe. Das Gericht hat aber dem jungen Mann gelaubt, daß er tatsächlich subjektiv der festen und rechten Überzeugung war, sein juristischer Vater sei nicht sein wahrer und hat ihn freigesprochen. Das traf Herrn von Verschuer hart. Er machte eine Eingabe ans Justizminsterium, denn er fand es ungeheuerlich, wie die Wissenschaft hier übergangen wurde. Denn schließlich hatte er doch wissenschaftlich bewiesen, daß dieser junge Mann tatsächlich Sohn seines jüdischen Vaters war und daß damit also ein Fall von Rassenschande vorlag. Das weitere Schicksal des jungen Mannes ist nicht bekannt. Das Gedenkbuch zeigt, daß Frankfurter Männer seines Namens, aber mit anderen Geburtsdaten in Auschwitz ermordet wurden.

Herr von Verschuer wurde 1942 im Oktober Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin-Dahlem, also Direktor eines angesehenen Forschungsinstituts und ordentlicher Professor an der Berliner Universität. Sein Schüler Mengele ging zur SS und wurde 1942 bei Stalingrad schwer verwundet. Er wurde nach Berlin als felduntauglich zurückversetzt. Er arbeitete dann einige Monate als Gast im Institut seines Lehrers. Während er dort arbeitete, werden die beiden sich wohl unterhalten haben: „Wie geht's denn weiter? Was machen wir denn jetzt?“ usw. Das Resultat kennen Sie, Herr Mengele wurde am 30.Mai 1943 nach Auschwitz versetzt. Ich denke, bei der Entscheidung war nicht ganz zuletzt auch ausschlaggebend, daß er dort forschen konnte.

Nun stellte Herr von Verschuer mehrere Anträge bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie sehen, es war damals wie heute. Die Anträge wurden schnell bearbeitet und wurden im Herbst 1943 genehmigt. Einer dieser Anträge hatte das Kennwort „Eiweißstoffe“. Und in dem ersten Bericht vom 20.März 1944 über diesen Antrag schreibt Herr von Verschuer an die Deutsche Forschungsgemeinschaft: „Als Mitarbeiter dieses Forschungszweiges ist mein Assistent, Dr.med.Dr.phil.Mengele eingetreten. Er ist als Hauptsturmführer im Konzentrationslager Auschwitz eingesetzt. Mit Genehmigung der Reichsführer der SS werden anthropologische Untersuchungen an verschiedenen Rassengruppen im Konzentrationslager durchgeführt und in Blutproben zur Auswertung an unser Labor geschickt.“ Im zweiten Bericht vom 4.Oktober 1944 schreibt er: „Die weitere Forschung wird zusammen mit Dr.Hillmann, Mitarbeiter des Kaiser-Wilhlem-Instituts für Biochemie, fortgeführt.“

Hier muß ich unterbrechen. Ehe ich weitergehe, will ich klarmachen, daß ich den Satz bejahe, daß man nie einen Menschen verurteilen soll, in dessen Lage man sich nicht befand. Und ich sage auch, diesen Satz sollte jeder, der über das Verhalten anderer Leute nachdenkt, sich immer wieder überlegen. Also, Herr Hillmann, der spätere erste Präsident Ihrer Gesellschaft, nahm das Blut von Auschwitz entgegen und bearbeitete es in dem Institut von Herrn Butenandt, des späteren Präsidenten der Max-Planck -Gesellschaft. Daß das so war, blieb der Kaiser-Wilhelm -Gesellschaft nach Kriegsende nicht ganz verborgen. Nämlich irgend jemand plauderte aus, es ist nicht ganz klar, wer ausplauderte. Es gab 1946 eine Kommission der Kaiser-Wilhelm -Gesellschaft, die sich mit diesem Problem befaßte, wobei das Blut genannt wurde, aber nicht genannt wurde, wo es bearbeitet wurde. Niemand wollte, und das erscheint mir bemerkenswert und skandalös, niemand wollte die Laborjournale von Herrn Hillmann sehen. Niemand wollte irgendwelche Laborjournale aus dem Labor von von Verschuer sehen. Die Details interessierten die Kommission nicht. Das Blut geisterte noch eimmal 1949 durch eine Denkschrift, die von fünf Professoren unterschrieben wurde, darunter auch von Herrn Butenandt, über Herrn von Verschuer, der „alle Qualitäten besitzt, die ihn zum Forscher und Lehrer akademischer Jugend prädestinieren“.

In dieser Denkschrift steht: „Wieweit Dr.Menegle selbst zu der in Frage stehenden Zeit, nämlich während der Überführung der Blutproben, über die Greuel und Morde in Auschwitz orientiert war, läßt sich aus den verfügbaren Unterlagen nicht erkennen.“ Dazu muß ich sagen, die Herren, die diese Denkschrift verfaßt haben, haben leider nicht das 1946 in New York erschienene Buch von WeinreichHitler's Professors gelesen, darin sind nämlich prototypisch die Taten von Joseph Mengele in Auschwitz beschrieben.

Wie auch immer, ich habe als erster von dieser Forschung Mengeles und Hillmanns Kenntnis bekommen, indem ich 1983 die diesbezüglichen Akten der DFG durchgelesen habe. Die Akten der DFG aus diesen Jahren sind erhalten und auch der Briefwechsel von Verschuers mit einem Kollegen, in dem der Name Hillmann noch einmal in diesem Kontext auftaucht. Es ist nicht ganz uninteressant, zu fragen, was von Verschuer und Mengele denn nun vorhatten. Was war das Problem? Herr von Verschuer interessierte sich für die Frage „Reagieren verschiedene Rassengruppen verschieden auf verschiedene Infektionskrankheiten?“ Also mit anderen Worten, reagieren „Arier“ anders als Juden, wenn man sie mit Flecktyphus bzw. mit Typhus infiziert. Und die Experimente, die tatsächlich gemacht wurden, waren die Infizierung von Juden und Zigeunern in Auschwitz. Von diesen so infizierten Personen wurden Blutproben vor der Infektion und nach der Infektion entnommen, und zur Untersuchung nach Berlin geschickt. Zur Analyse wurde die Methode von Abderhalden benutzt, die Älteren unter Ihnen werden sich vielleicht an den Namen noch erinnern. Herr Abderhalden war Schweizer Staatsbürger und Professor für Biochemie in Halle. Daß Hillmann die Abderhaldensche Methode benutzt, ist von einer gewissen Ironie. Denn es war eine Methode, von der man nachträglich sagen kann, daß sie nicht funktionierte. Das war Herrn von Verschuer nicht klar, denn niemand wagte damals, Abderhaldens Methode öffentlich anzuzweifeln, obwohl selbst Geschlechtsbestimmungen nach ihr nicht funktionierten. Nach dem Krieg haben alle Beteiligten geschwiegen. Professor Butenandt hat mir erklärt, daß er erst durch mich auf diese Forschung Hillmanns in seinem eigenen Institut aufmerksam gemacht wurde.

Ich erinnere hier noch, daß in dem Verschuerschen Institut in Berlin bis 1944 Rassengutachten gemacht wurden. Bedenken Sie bitte, Rassengutachten mit dem immer gleichen Sachverhalt, irgendeine Person, die jüdisch war, sagte verzweifelt, der juristische Vater sei nicht ihr wahrer Vater. Ich habe mit vielen Wissenschaftlern gesprochen, die solche Untersuchungen gemacht und Gutachten geschrieben haben und fast alle haben gesagt, daß sie die Untersuchungen vollkommen wissenschaftlich gemacht haben - die Wahrheit und nur die Wahrheit -, sie haben sich nicht beirren lassen. Das heißt, sie haben sich nicht darum gekümmert, daß die Personen, die dann als jüdisch galten, bei denen also der Vater laut der Analyse jüdisch war, daß diese Person dann hinterher nach Theresienstadt bzw. nach Auschwitz fahren mußte. Das lag vollkommen außerhalb der Überlegungen der Gelehrten. Man muß daraus schließen, daß Wissenschaft ohne Moral und ohne Gerechtigkeit nach Auschwitz führt. Auschwitz ist in letzter Konsequenz das Symbol für Wissenschaft ohne Gerechtigkeit. Und Wissenschaft ohne Gerechtigkeit führt auch die Täter ins Unglück. Was wir brauchen, ist also Wissenschaft und Gerechtigkeit.

In einem glücklichen Land - Deutschland ist kein glückliches Land - hätte man über all das gar nicht reden brauchen oder nicht reden müssen, und man hätte wahrscheinlich über das, was ich jetzt noch weiter sagen werde, auch nicht reden müssen. Es gibt, wie Sie sicher bemerkt haben, eine starke Strömung in unserem Land, die anders argumentiert, die nicht sagt, Wissenschaft und Gerechtigkeit tun not, sondern Wissenschaft ist an allem Schuld. Wissenschaft muß verschwinden und Gerechtigkeit muß her. Das weitestgehende Dokument, das mir in diesem Kontext vorliegt, ist der Beschluß des sogenannten Sonderparteitages der SPD des Landes Schleswig-Holstein vom 8.Juli dieses Jahres. In diesem SPD-Beschluß wird in einem Rundumschlag vorgeschlagen, alle gentechnologische Forschung und Produktion zu verbieten. Es bleibt nichts mehr übrig. Sie werden überrascht sein, daß zum Beispiel auch alle Diagnostik, die irgendwie DNA benutzt, verboten wurde. Nicht nur die vorhandene Diagnostik, sondern auch die Entwicklung neuer Diagnostik. Es wird in diesem Parteitagsbeschluß beispielsweise selbst alle humangenetische Beratung verboten. Ich finde, dieses Dokument, das darauf hinaus will, daß man nur ohne Wissenschaft zur Gerechtigkeit kommt, ist ebenso entsetzlich, wie das Gegenteil, daß man eine Wissenschaft ohne Gerechtigkeit betreibt. Ich habe für diejenigen unter ihnen, die dieses Dokument sehen wollen, Kopien dabei. Es erscheint mir absolut einmalig. Eigenartig ist auch, daß dieser Beschluß in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurde. Die lokale Presse hat ein bißchen was geschrieben, wie verantwortungsvoll die SPD hier wieder entschieden hat usw., usw. Es ist überhaupt nichts Kritisches dazu geschrieben worden. Ich finde auch diese Entwicklung entsetzlich. Und wenn man sich überlegt, was man da tun kann, da fragt man sich, wie steht es denn mit den Wissenschaftlern - sind die Wissenschaftler überhaupt noch in der Lage, das was sie machen, durch die Medien der Bevölkerung klarzumachen? Das scheint nicht mehr zu gehen. Es scheint eine außerordentliche Schwierigkeit zu bestehen, Wissenschaft anderen verständlich zu machen.

Denken Sie nur an das Human Genome Project, das in den USA mit großem Enthusiasmus begonnen worden ist und dessen Ziel es ist, das menschliche Genom vollkommen aufzuklären. Ich halte das Projekt für interessant, vernünftig und für förderungswürdig. Aber das Fürchterliche ist, daß Wissenschaftler, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, schreiben, daß Reihenuntersuchungen der gesamten Bevölkerung mit diesen neuen Methoden gemacht werden sollen. Die Leute, die solche Vorschläge machen, machen sich nicht einmal Gedanken, ob das überhaupt geht. Wie auch immer, die Wissenschaftler müssen erklären, daß das Wissen über den Gentyp einer Person ausschließlich Recht des Trägers selbst ist und daß niemand sonst das Recht an dem Wissen hat, daß die Regierung, Versicherung und der Arbeitgeber hieran kein Recht haben. Es fehlt diese Aussage, und ich kann Ihnen hier nur sagen, es ist mir noch nicht geglückt, viele meiner Kollegend davon zu überzeugen, daß es wichtig wäre, sich schriftlich auf gesellschaftliche Ziele festzulegen. Ich ahne auch, warum. Weil es nicht ganz einfach sein wird, diese überall durchzusetzen.

Auf der einen Seite sind die Leute, die aufgrund solcher Unsicherheiten die Wissenschaft abschaffen wollen, entsetzlich. Man kann und soll das nicht. Auf der anderen Seite sind die Wissenschaftler, die nicht mehr bedenken, was vorgegangen ist, die einfach voranschreiten wollen, ebenso entsetzlich. Ich hoffe, daß sich irgendwann die Meinung durchsetzt, und das ist auch die meine, daß beides nötig ist - Wissenschaft und Gerechtigkeit - und daß es nicht geht, nur das eine zu betreiben und das andere zu lassen.

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