Moorbrand gefährlicher als gedacht: Schadstoffmessungen light
Offenbar begannen die Schadstoffmessungen erst zwei Wochen nach Beginn des Moorbrandes. Kohlenmonoxid-Grenzwerte wurden massiv überschritten.
Der Brand auf dem Erprobungsgelände für Waffen und Munition war am 3. September ausgebrochen. Ausgelöst wurde er bei einem Testschießen des Kampfhubschraubers Tiger mit Raketen. Speziell für das Moor ausgelegte Löschfahrzeuge waren nicht einsatzbereit. Der Brand breitete sich auf zwölf Quadratkilometer aus. Der Qualm war noch in Bremen zu riechen.
Von den 2.000 Feuerwehrleuten, Soldaten, Polizisten und Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks waren am Montag noch 148 vor Ort. „Es gibt noch einzelne kleine Glutnester an bekannten Orten, die gezielt gelöscht werden“, teilte die Bundeswehr mit. Die Lage sei ruhig. Das Moor werde mit Drohnen und Tornado-Aufklärungsflügen überwacht.
Unterdessen hat die Berichterstattung der Kritik am Krisenmanagement und der Informationspolitik der Bundeswehr neue Nahrung gegeben. Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) verlangte Aufklärung darüber, wie gefährlich der Moorbrand wirklich war. Nach eigenen Angaben hat sie durchgesetzt, dass der Einsatz bei dem Moorbrand in den Personalakten dokumentiert wird. Das sei wichtig, „um später noch nachvollziehen zu können, welchen Gefahren sie möglicherweise ausgesetzt waren“.
Filiz Polat, Grüne Bundestagsabgeordnete
Auch die GDP sorgt sich wegen der Messprotokolle, die der Neuen Osnabrücker Zeitung vorliegen. Nach Informationen des Blattes dokumentieren diese die ersten Messungen überhaupt – zwei Wochen nach Beginn des Brandes. „Keiner weiß so recht, wer in Bezug auf Schadstoffe wann und was gemessen hat und trotzdem wurde frühzeitig Entwarnung gegeben“, kritisierte die grüne Bundestagsabgeordnete Filiz Polat. Und jetzt werde sogar über Schwermetalle und radioaktive Strahlung gesprochen.
Das Landesgesundheitsamt und der Landkreis wiesen am Montag darauf hin, dass es falsch sei, Messwerte isoliert zu betrachten. Eine Überschreitung des Grenzwertes von neun ppm (parts per million) Kohlenmonoxid gelte erst dann als problematisch, wenn dieser „im Innenraum in einem Zeitraum von acht Stunden überschritten wird“. An Arbeitsplätzen liege dieser Wert sogar bei 30 ppm.
Unklar ist jedoch, wer wie oft gemessen hat, also ob die Messreihe überhaupt dicht genug war, um eine Dauerbelastung feststellen zu können.
Dementiert hat die Bundeswehr Gerüchte, auf dem Moorgelände sei uranhaltige Munition erprobt worden. Zwar untersuche die Bundeswehr das Gelände jedes Jahr routinemäßig, teilte das Ministerium auf der Bundespressekonferenz mit. Dabei sei aber nie eine erhöhte Belastung mit Quecksilber oder Uran gefunden worden. Auch Strahlung sei durch den Brand nicht freigesetzt worden. „Wir haben keine Erkenntnisse, dass dort jemals Uranmunition verschossen worden ist“, beteuerte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff.
Die Bundestagsabgeordnete Polat will jetzt wissen, warum die Bundeswehr erst am 20. September Messungen veranlasst hat. Die Landtagsgrünen haben für Donnerstag eine Unterrichtung im Innenausschuss beantragt.
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