Montags-Ticker Castor-Proteste Teil I: Warten auf die Castoren
Die Gleisblockade bei Harlingen wurde am Morgen geräumt. Gegen halb Zehn läuft der Castor-Zug in Dannenberg ein, wo auf Lkws umgeladen wird. Derweil blockieren Atomkraftgegner die Straße.
17.29 Uhr: Blockierer sollen Polizei bezahlen
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Joachim Pfeiffer, plädierte in Handelsblatt Online dafür, darüber nachzudenken, ob nicht diejenigen, die das Demonstrationsrecht als Störer und zur Begehung von Straftaten missbrauchen, auch für die Kosten aufkommen, "die sie selbst verursacht haben". (dpa)
17.10 Uhr: Sechster Castor verladen
Dannenberg. Wie die Agentur afp berichtet, sind inzwischen sechs von elf Castoren auf Lkws verladen worden.
17.06 Uhr: Geschwächte Landwirte
Rund um Dannenberg bleiben immer noch regelmäßig Traktoren auf der Straße stehen. "Die sind schon ziemlich schwach die Treckerfahrer, da kann es mal vorkommen, dass sie nicht mehr weiterkönnen und ihr Fahrzeug auf der Kreuzung abstellen müssen", erklärt eine Sprecherin der Bäuerlichen Notgemeinschaft das Verhalten gegenüber der Agentur dpa.
Die Trecker blockieren dadurch immer wieder auch wichtige Verbindungswege für die Polizei. Bereits am Sonntag konnten auch deshalb viele Beamte nicht ausgetauscht oder mit Essen versorgt werden. (dpa)
16.58 Uhr: Polizei riegelt Splitau-Zufahrt ab
Die Polizei riegelt die Zufahrt von Nebenstedt nach Splietau ab. Im Ort blockieren Traktoren kurzzeitig die Durchfahrt. Passanten ohne Presseakkreditierung wird derzeit ein Zugang in den Ort verweigert. (taz)
16.21 Uhr: Erst der fünfte Castor verladen
Dannenberg. Auf den Verladebahnhof in Dannenberg wurde inzwischen der fünfte von elf Castorbehältern auf einen Lkw umgeladen. Das bericht "X-tausendmal quer". Die Castoren sind bereits seit knapp sieben Stunden auf dem Bahnhof.
16.17 Uhr: Polizeigewerkschaft will mehr Stellen
Berlin. Die Bundespolizeigewerkschaft (bgv) klagt über zu starke Belastungen für die Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Polizei der Länder während des Castor-Transports, berichtet die Nachrichtenagentur dapd. Vorsitzender Rüdiger Reedwisch erklärte, die Grenze der Belastung für die Einsatzkräfte sei eindeutig überschritten.
"Überall werden Stellen für Polizisten hirnlos gestrichen und Pseudo-Sicherheit vorgegaukelt", klagte Reedwisch. Außerdem plane das Bundesinnenministerium "erstmalig den Abbau von bis zu 1.000 Stellen bei der Bundespolizei". Das müsse angesichts der "ungeheuerlichen Belastungen" umgehend gestoppt werden.
Laut Polizei ist es am Wochenende immer wieder zu massiven Angriffen auf Beamte gekommen. "Aus den extrem aggressiven Personengruppen wurden Polizeibeamte unter anderem mit Reizstoffen besprüht, mit Steinen beworfen sowie mit Pyrotechnik und Signalmunition beschossen." Bei Leitstade ist zudem ein Sonderwagen der Polizei mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet worden.
Mehrere Beamte wurden leicht verletzt, hieß es. Die Blockierer ihrerseits sprachen von 950 Augenverletzungen durch Pfefferspray, Tränen- und CS-Gas, die bei den Polizeiaktionen gegen die Castor-Schotterer entstanden sind. Zudem habe es 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden und drei Gehirnerschütterungen bei den Schotterern gegeben. (dapd/taz)
15.59 Uhr: Zugestellte Straßen im Wendland
Auf der Zufahrt von Westen nach Gorleben blockieren zwei Trecker die Straße so, dass Demonstranten in ihren Autos sich gerade noch so durchquetschen können, die schweren Fahrzeuge der Polizei aber nicht. Die Polizei dort ist sichtlich genervt. Auch von anderen Straßen werden solche vorübergehenden Blockaden gemeldet. Außerdem sind derzeit ungewöhnlich viele Traktoren, zum Teil mit voll beladenen Anhängern, auf den Straßen unterwegs. (taz)
15.41 Uhr: Schafsblockade auf die Weide getrieben
Die Hunderte Schafe und Ziegen, die sich am Montagnachmittag zwischen Gorleben und Laase auf der nördlichen der beiden möglichen Transportrouten des Castortransports befanden, sind inzwischen auf eine Weide getrieben worden. Das erklärte am Nachmittag die Polizei auf Anfrage der taz.
Anders, als von der Schäferin gegenüber Radio Freies Wendland erklärt, hätten sich aber nur einige hundert Tiere auf der Strecke befunden, sagte die Polizei. Die Schäferin hatte von 1.700 Tieren gesprochen. Beamte hätten die Schafe und Ziegen auf eine nahe Wiese getrieben. Die beiden Transportstrecken waren am Montagnachmittag von der Polizei abgesperrt. (taz)
15.20 Uhr: Polizei bringt Absperrgitter zur Blockade
Camp Gedelitz. Immer mehr kleinere Gruppen brechen Richtung Zwischenlager auf. Mit Isomatten und Schlafsäcken im Gepäck wollen sie die Straße zum Atommülllager mitblockieren. Vor ihnen liegt ein rund halbstündiger Fußmarsch durch den Wald. Ein Polizeihubschrauber beobachtet den Abmarsch.
Derweil wurden erste Polizeifahrzeuge auf der Straße zum Zwischenlager gesichtet, die Absperrgitter Richtung Straßenblockade schaffen. Offenbar soll die Blockade jetzt abgeriegelt werden. Bisland können sich noch Atomkraftgegner der Blockade anschließen. Nach Angaben von "X-tausendmal quer" sind bereits 2.000 Blockierer vor Ort. (taz)
15.22 Uhr: Grüne lobt besonnene Räumung
Dannenberg. Nach dem strapaziösen Polizeieinsatz fordern die Grünen eine Debatte über die Castor-Transporte nach Gorleben. "Der Polizeieinsatz ist an seine Grenzen gestoßen", sagte die Grünen-Fraktionschefin im Europaparlament, Rebecca Harms, am Mittag bei einer Pressekonferenz in Dannenberg.
Harms lobte das besonnene Verhalten der Polizei bei der Räumung der nächtlichen Schienenblockade mit tausenden Demonstranten. Einige Beamte seien aber bis zu 40 Stunden ohne Schlaf gewesen. "Das kann auch für die Polizisten so eigentlich nicht weitergehen."
Der Einsatz der Polizei gegen die Castor-Schotterer war dagegen von Atomkraftgegnern scharf kritisiert worden. (dpa/taz)
15.11 Uhr: Polizei gibt sich zufrieden
Dannenberg. Die Polizei sieht trotz der Massenproteste und heftiger Kritik an ihrem Einsatz beim Castor-Transport nach Gorleben vorerst keinen Anlass, ihre Strategie umzustellen, berichtet die Agentur dpa. "Das Konzept muss nicht geändert werden, vielleicht hier und da ein paar Details", sagte am Montag der Sprecher der Gesamteinsatzleitung in Dannenberg, Torsten Oestmann. Fehler seien nicht gemacht worden. "Es gibt zwar einen Zugfahrplan, aber jeder weiß: Der wird eh nicht eingehalten. Wir wollen aber keine Rekorde hinlegen, sondern den Transport sicher abschließen."
Auch die Räumung der großen Sitzblockade in Harlingen sei gelungen, sagte der Polizeisprecher. "Wir haben es geschafft, die Situation so zu lösen, dass wir alle zufrieden sein können." Die Beamten seien trotz großer Anstrengung differenziert und besonnen vorgegangen. "Es gibt keine Überbeanspruchung, aber die Belastung geht über das übliche Maß hinaus."
15.00 Uhr: Grüne "politischer Arm von Aufrührern"
Stuttgart/München. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verurteilt die Unterstützung der Castor-Blockierer durch führende Politiker der Grünen, berichtet die Agentur dapd: "Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern." Und weiter: "Was Trittin, Roth und Özdemir im Wendland abziehen, ist moralische Unterstützung für Landfriedensbruch."
Auch der baden-württembergische Generalsekretär Thomas Strobl hat ein Hühnchen mit den Grünen zu rupfen: Er erwarte von einer Partei, die es "mit dem Rechtsstaat und mit der Demokratie ernst" nehme, sich "von Rechtsbruch und Straftaten" klar zu distanzieren. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sagte über die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei im Wendland ebenso wie über den Streit um "Stuttgart 21", er halte es für schwierig, wenn diejenigen, "die das Ganze befeuern", sich "dann darüber beschweren, was daraus entsteht". (dpad)
14.55 Uhr: Castor strahlt im Rahmen der Grenzwerte
Dannenberg. Am Verladebahnhof messen Greenpeace-Experten im Abstand von etwa 14 Metern die Strahlung der umgeladenen Behälter. Das Ergebnis der Messung von Gamma- und Neutronenstrahlen aus den ersten drei Castoren: Mit 4,8 Mikrosievert pro Stunde ist die Neutronenstrahlung über 480mal höher als die zuvor am gleichen Ort gemessene Hintergrundstrahlung. Die Gammastrahlung (2,3 Mikrosievert) ist 40mal höher.
Damit liegen die Werte nach Einschätzung der Experten von Greenpeace "vermutlich innerhalb der Grenzwerte". Diese Grenzwerte seien aber zu hoch angesetzt. Der Rat von Greenpeace an die Polizei: "Wir warnen die begleitenden Polizisten, sich dem Zug zu sehr zu nähern."
14.44 Uhr: 1.700 Schafe und Ziegen auf Castorstrecke
Eine Schäferin mit 1.200 Schafen und 500 Ziegen befindet sich auf der Transportstrecke zwischen Gorleben und Laase, der Elbuferstraße. Ihr Tageswanderziel ist Laase, sie freut sich, so ließ sie über Radio Freies Wendland wissen, über Leute, die mitwandern wollen. Sie hatte auch schon Kontakt mit der Polizei, die dem Anschein nach noch nicht so genau weiß, was sie mit ihr anfangen soll. (taz)
14.30 Uhr: Polizei trägt Erdwall ab
Gedelitz. Jetzt reichts der Polizei: Mit Motorsäge und Räumfahrzeug geht sie gegen einen kniehohen Erdhügel vor, der noch immer die Ortsdurchfahrt blockiert. Die Umstehenden reagierten mit Schmunzeln und Lachen. Die Stimmung in Gedelitz ist prächtig – mit oder ohne Erdhügel. (taz)
14.25 Uhr: Kinder tragen Erdwall ab
Gedelitz: In der Ortschaft Gedelitz haben am Vormittag Anwohner mit einem Erdwall einen Zufahrtsweg der Polizei zugeschüttet. Nachdem die Polizei sie aufforderte, die Erde innerhalb von einer halben Stunde wieder zu entfernen und androhte, das anderenfalls selbst zu tun, begannen die Anwohner damit, den Hügel abzutragen: Sie schickten mehrere Kleinkinder mit Spielzeugschaufeln und Kinderschubkarren bewaffnet ans Werk. Diese buddelten dort vergnügt über die Mittagsstunden.
Kurz vor Zwei verlor die Polizei dann doch die Geduld und schickte ein Räumfahrzeug. Eine kleine Sitzblockade stoppte zunächste das Fahrzeug. (taz)
14.15 Uhr: Routine vor der Kamera
Zwischenlager Gorleben. Außer einer Reihe von Fernsehteams ist dort niemand zu sehen: Weder Demonstranten noch größere Polizei-Einheiten. Die Reihe von TV-Reportern sprechen einer nach dem anderen die Ankündigung in die Kamera, dass an diesem Ort heute Nacht der Atommülltransport eintreffen wird.
Etwa 300 Meter weiter nördlich vertreiben sich die SitzblockiererInnen von "X-tausendmal quer" die Zeit mit Zeichnen, Jonglieren oder dem Aufbau von Holzgerüsten, an die sie Planen befestigen wollen – wohl um sich vor dem erwarteten Wasserwerfer-Einsatz zu schützen. (taz)
13.55 Uhr: Polizei bei der Blockade entspannt
Straße zum Zwischenlager: Die Polizei sieht die Aktivitäten der Blockierer auf der Straße sehr gelassen. Zwei Dinge hat sie verboten: Keine Zelte oder Banner, die bis zum Boden reichen, dürfen aufgestellt werden. Außerdem ist es nicht gestattet, große Strohballen auf die Straße zu stellen. Kleine Strohsäcke gegen die Kälte dagegen sind erlaubt.
"Wenn die Blockade weiterhin so friedlich bleibt wie bisher", erklärte ein Polizeisprecher gegenüber der taz, "werden keine Zwangsmittel eingesetzt". Um 16 Uhr gibt es ein Veranstaltergespräch. Noch immer ist der Zugang aus Richtung Gedelitz zur Straßenblockade offen. (taz)
13.40 Uhr: Freiheitsentzug auf Blockade war "Rechtsbruch"
Auf der Pressekonferenz der BI Lüchow-Dannenberg warf Rechtsanwalt Dieter Magsam der Polizei mit Blick auf die massenhafte Ingewahrsamnahme in Harlingen "organisierten Rechtsbruch" vor. Die bei Freiheitsentzug gesetzlich vorgeschriebene richterliche Vorführung der Festgehaltenen sei ausgeblieben.
Die Polizei habe dieses auch von Richtern in Lüchow bemängelte Versäumnis damit begründet, dass zu wenige Beamte zur Verfügung gestanden hätten. "Das sind die Leute, die uns Rechtsbruch vorwerfen", sagte Magsam. (taz)
13.28 Uhr: Grüne Politiker auf Straßenblockade
Straße zum Zwischenlager: Auf der Blockade haben auch die grünen Politiker Astrid Rothe-Beinlich, Landtagsvizepräsidentin in Thüringen, sowie der Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler übernachtet. Rothe-Beinlich erhielt schon Nachfragen von Journalisten, ob es sich für eine Landtagsvize-Präsidentin geziemt, an einer Blockade teilzunehmen. Sie selbst sieht das gelassen: "Es ist meine demokratische Pflicht angesichts der Laufzeitverlängerung die Straße zu blockieren."
Der grüne Bundestagsabgeordnete Kindler muss noch heute die Blockade verlassen, denn schon am Dienstag gibt es in Berlin ein Berichterstattergespräch zu den Etats für die Endlagerung und die Erkundung von Gorleben, wo auch Umweltminister Norbert Röttgen erwartet wird. "Röttgen will sich mit Castor-Gegnern treffen? Kann er haben!", sagt Kindler mit einem Augenzwinkern. (taz)
13.12 Uhr: Atomkraftgegner sammeln sich in Nebenstedt
Nebenstedt. Am Beginn der südlichen der beiden möglichen Transportrouten des Castors von Dannenberg zum Zwischenlager haben sich auf dem Gelände der Großkundgebung vom Samstag etwas 1.000 Menschen bei der noch immer aufgebauten Hauptbühne versammelt. Eine Samba-Gruppe spielt. Über die Großbildleinwand flimmern die Meldungen des Castor-Tickers der Initiativen. Eine mobile Küche gibt Essen aus, die Demonstranten bereiten sich auf die geplanten Aktionen vor, wenn der Transport am Abend aus Dannenberg weiterfährt. Die Polizei lässt Nachkommende dorthin passieren. (taz)
12.58 Uhr: Suppen für die Blockierer
Gedelitz. Im Camp Gedelitz brodeln die Suppen, während vier Kilometer weiter Demonstranten das Zwischenlager blockieren. Am Ortseingang Gedelitz versperrt ein Erdhaufen die Zufahrt. (taz)
12.54 Uhr: Röttgen verteidigt Castor-Transport
Berlin. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat den Castor-Transport nach Gorleben erneut verteidigt, das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die Entsorgung von Abfällen aus Kernenergie sei eine alternativlose Notwendigkeit, sagte Röttgen am Montag bei einem Symposium in Berlin. "Wir haben diesen Strom genutzt. Daraus fallen Abfälle an, die Verantwortung begründen. Dieser kann man nicht entfliehen", betonte der Minister. Die Transporte seien bereits von seinen Amtsvorgängern abgesegnet worden. Noch in diesem Jahr will Röttgen Gorleben besuchen.
"Die Situation im Wendland erfordert, dass der Minister sich jetzt auf den Weg nach Gorleben macht und nicht kurz vor Weihnachten", sagte der Sprecher der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt", Jochen Stay. (dpa)
12.40 Uhr: Linke kritisiert Polizeieinsatz
Berlin. Die Linkspartei wirft der Polizei unverhältnismäßige Gewalt gegen Castor-Gegner vor. "Ich konnte mit eigenen Augen beobachten, wie die Staatsgewalt rücksichtslos zugeschlagen hat", sagte die Innenexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, gegenüber der Nachrichtenagentur dapd. Friedliche Demonstranten seien "mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Reizgas malträtiert und verletzt" worden. (dapd)
12.29 Uhr: Bundesregierung verteidigt Polizei
Die Bundesregierung sieht die Polizei bei den Massenprotesten gegen den Castor-Transport nach Gorleben nicht überfordert. "Das Ereignis war absehbar und ist sehr, sehr gut vorbereitet worden", sagte ein Sprecher des Innenministeriums, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Die Fläche entlang des Streckenverlaufs sei sehr groß. "Das fordert die Polizei in besonderem Maße." Klar sei, dass ein solcher tagelanger Protest an alle Beamten hohe Anforderungen stelle.
Der Sprecher sah auch keine Abstimmungsprobleme zwischen Bundes- und Landespolizeien. Gewerkschaften hatten Schienenblockaden und die Einsatzüberlastung der Polizisten für einen Stopp des Transports verantwortlich gemacht.
Eine Neuregelung der Millionen-Kosten des Transports lehnte die Bundesregierung ab. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte verlangt, dass der Bund Kosten übernehmen soll. Die Einsatzkosten trage das Land, in dem der Einsatz stattfinde, betonte Sprecher Paris. (dpa)
12.10 Uhr: 16 Brüche, 3 Gehirnerschütterungen
Castor Schottern zieht auf einer Pressekonferenz Bilanz der Verletzten in ihren Reihen: Es habe mehr als 950 Augenverletzungen durch Pfefferspray, Tränen- und CS-Gas gegeben, sagte Sprecher Christoph Kleine am Mittag. Zudem 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden, drei Gehirnerschütterungen. Zwei Schotterer mussten den Angaben zufolge ins Krankenhaus. (taz)
11.55 Uhr: Blockierer bauen einzelne Hütten
Straße zum Zwischenlager. Einige Blockierer haben angefangen, Baumstämme zusammenzubinden und mit Planen zu überdecken. Sie sollen als Regenschutz dienen. Es könnte sein, dass hier ein Hüttendorf entsteht. Es gibt allerdings verschiedene Meinungen unter den Blockieren dazu, denn solche Hütten könnten im Falle der Räumung die Blockierer gefährden. Die Polizei hat sich dazu noch nicht geäußert, hatte aber vorher bereits verboten, Zelte aufzustellen. Der Grund: Am Samstag war bei einer Blockade, geschützt von Zelten, die Straße unterhölt worden. (taz)
11.20 Uhr: Umladen könnte 15 Stunden dauern
Dannenberg. Bei den Beobachtern des Atommülltransports kursieren unterschiedliche Einschätzungen, wie lange das Umladen der elf Castoren von Waggons auf Lkws in Dannenberg dauern wird. Weil dieses Mal unterschiedliche Behältertypen transportiert werden und mehrmalige Messungen nötig sind, könnte sich der Prozess bis zu 12 oder gar 15 Stunden hinziehen. Bislang lagen die Einschätzungen aufgrund der Erfahrungen der Vorjahre eher bei 6 bis 8 Stunden.
Neben der anhaltenden Sitzblockade von "X-tausendmal quer" wird noch mit weiteren Blockadeversuchen, etwa von Greenpeace oder den Bauern, gerechnet. Weil die Nächte im Wendland schon empfindlich kalt sind, beginnen solche Aktionen möglicherweise erst kurz vor Beginn des Straßentransports. (taz)
10.50 Uhr: Polizei erschwert Zufahrt zur Kundgebung
Splietau. Die Polizei erschwert den Zugang zur angemeldeten Protest-Kundgebung von der BI Lüchow-Dannenberg in Splietau. Massive Kontrollen. Fahrzeuge werden gar nicht durchgelassen, Insassen nach eigenen Angaben zum Teil beleidigt: "Hau'n sie ab hier!"
Bislang sind gerade mal 100 Demonstranten vor Ort. Die Veranstalter warten deshalb noch ab mit dem Beginn der Reden. (taz)
10.30 Uhr: Strohsitze und Rechtsberatung
Straße zum Zwischenlager: Als die Blockierer heute Morgen aufwachten, waren die Spitzen der am Straßenrand stehenden Kiefern mit Rauhreif bedeckt. Sehr viele haben vor Ort geschlafen, hier auf der Straße, die Gorleben mit dem Zwischenlager verbindert. Hier muss der Castor auf jeden Fall hindurch.
Sie schliefen auf Strohsäcken oder Isomatten und gut eingehüllt in Schlafsäcke und Rettungsdecken, die hier von den Organisatoren gegen eine Spende verteilt werden. Diejenigen, die nicht perfekt ausgerüstet waren, sind total verfroren.
Inzwischen sind alle wach. Einige müssen heute Vormittag bereits abreisen, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass der Castor noch nicht durch ist.
Die Stimmung ist trotz Kälte sehr gut. Einige Leute jonglieren, andere stopfen sich weiter Stroh in Säcke, um sich einen wärmeren Sitzplatz zu bauen. Gerade ist SprecherInnenrat, auf dem über den weiteren Ablauf beraten wird. Da wird auch berichtet, dass ein Blockierer, Rasputin, seinen 28. Geburtstag hier feiert. Großer Applaus.
Es gibt ein "Bezugsgruppenfindungstreffen" für Neuankömmlinge, denn noch immer stoßen weitere Atomkraftgegner zu den Blockierern. Man achtet darauf, dass hier niemand vereinzelt bleibt.
Sogar eine Rechtsberatung wird angeboten: Was ist zu tun, wenn man weggetragen wird. Zur Zeit sind mehr als 1.500 Blockierer hier versammelt. Noch immer ist es möglich, über den Wald in die Blockade zu gelangen. (taz)
10.10 Uhr: Gab es Krawalle?
Linksparteischef Klaus Ernst habe Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Schuld "für die Eskalation beim Castor-Transport" nach Gorleben gegeben, schreibt die Nachrichtenagentur dpa. Dafür "trägt Kanzlerin Merkel die Verantwortung", zitiert dpa Klaus Ernst. "Sie hat den erreichten Frieden in der Atomfrage aufgekündigt. Viele sind zu Recht wütend, weil jetzt noch viel mehr Atommüll entsteht, obwohl wir noch keine Lösung für den vorhandenen Müll haben. Es ist klar, dass sich die Wut am Castor-Transport entlädt."
Die BI Lüchow-Dannenberg sieht das anders: Deren Sprecher, Wolfgang Ehmke, sagte dapd zufolge im Südwestfunk, die Aktionen der Castor-Gegner seien größtenteils friedlich gewesen. Dazu zählten auch die sogenannten Schotterer, die mehrfach versucht hatten, das Gleisbett zu unterhöhlen. Unabhängig von der Strafbarkeit ihrer Handlung hätten sich auch diese Demonstranten der Gewaltfreiheit verschrieben, betonte Ehmke. Es bestehe kein Grund sich zu distanzieren. (dpa/dapd/taz)
9.45 Uhr: Blockierer ziehen zufrieden Bilanz
Harlingen. Auch die Polizei rückt inzwischen aus Harlingen ab. Für Jens Magerl, den Sprecher von "WiderSetzen", ist die Aktion nun mit der Freilassung der Blockierer glücklich zu Ende gegangen. Er ist sehr zufrieden, weil hier "bis zu 5.000 Menschen" den Castor 20 Stunden blockiert haben. "Dies war die größte Gleisblockade, die es je im Wendland gegeben hat", sagt er der taz. Magerl hofft, dass dies angesichts der "Größe und Vielfalt der Proteste" der letzte Transport ins Wendland gewesen sein könnte. Die Gleise sind inzwischen komplett frei: Von der Blockade zeugen nur noch einige Rucksäcke, Isomatten und andere persönliche Gegenstände, die dort zurückgeblieben sind. (taz)
9.26 Uhr: Castor läuft im Verladebahnhof ein
Wie die Agentur dapd berichtet, hat der Castor inzwischen den Verladebahnhof in Dannenberg erreicht.
9.20 Uhr: Gefangene Blockierer werden freigelassen
In Harlingen hat die Polizei kommentarlos den Kessel aufgemacht. Die Blockierer packen ihre Sachen und strömen Richtung Landstraße zurück zu den Camps. Die Polizei hat auf eine Feststellung der Personalien verzichtet. Viele Blockierer wollen weiter gegen den Castor protestieren. (taz)
9.15 Uhr: Es dürfte ein langer Tag werden
Auf der besetzten Straßen zwischen Gorleben und dem Zwischenlager richtet man sich inzwischen auf einen langen Tag – und möglicherweise noch eine Nacht ein. Denn allein das Verladen des Castors in Dannenberg wird noch einmal mindestens 6 bis 8 Stunden in Anspruch nehmen. Außerdem ist bereits vor der Sitzblockade mit weiteren Aktionen gegen das Vorankommen des Castors auf der Straße zu rechnen. (taz)
9:01 Uhr: Castor rollt an Harlingen vorbei
"Ab-schal-ten" skandieren die Blockierer, als der Castor an ihnen, am Platz der nächtlichen Blockade, um 9.01 Uhr vorbeirollt. Einige haben hier 20 Stunden ausgeharrt, um den Castor zu stoppen.
8:45 Uhr: Blockierer werden noch festgehalten
In Harlingen werden die von der Polizei weggetragenen Blockierer noch immer festgehalten. Gerade wurde dort der erste Hubschrauber gesichtet, der das Gleis vor dem ankommenden Castor überprüft. Die Blockierer hoffen, wieder freizukommen, sobald der Castor an Harlingen vorbeigerollt ist. (taz)
8:20 Uhr: Castor fährt wieder
Der Castor-Zug in Dahlenburg im Wendland gegen 08.20 Uhr losgefahren. Das berichtet unsere Nachrichtenagenturen dapd. Ziel ist das etwa 25 Kilometer entfernte Dannenberg, wo die elf Behälter auf Straßen-Schwertrasporter umgeladen werden müssen.
8.07 Uhr: Reparaturzug passiert Sammelstelle
Mit lauten Buh- und "Schämt Euch, schämt Euch"-Rufen ist der Reparaturzug begleitet worden, der in Sichtweise der Gefangenen-Sammelstelle auf dem jetzt freien Gleis Richtung Dannenberg vorbeigefahren ist. Viele Blockierer gehen davon aus, dass ihm in Kürze der Castor-Transport folgen wird.
Ein Polizist an der Sammelstelle berichtet unserem taz-Reporter, dass er jetzt schon 30 Stunden auf den Beinen ist und lediglich einmal eine Viertelstunde ein Nickerchen machen konnte. (taz)
7.45 Uhr: Demo in der Gefangenen-Sammelstelle
Harlingen. In der Sammelstelle für geräumte Blockierer werden zurzeit 800 Menschen festgehalten, so Lutz Ike, ein Sprecher der Polizei vor Ort. Innerhalb der Wagenburg aus Polizeifahrzeugen und einem Wasserwerfer demonstrieren inzwischen 100 Atomgegner und fordern die Polizei auf, sie endlich freizulassen. Dabei bleibt ihnen nichts weiter übrig, als immer wieder im Kreis zu ziehen. Zwei junge Menschen tragen ein großes Schild mit der Aufschrift: "Gefangene der BRD".
Einige Demonstranten sind schon seit zwei Uhr in der Sammelstelle gefangen. Ihnen wird auch auf Anfrage von der Polizei nicht mitgeteilt, wie lange sie noch bleiben müssen. Inzwischen sind viele Journalisten und Politiker zum Freiluftgefängnis gekommen. So will der rechtspolitische Sprecher der niedersächsischen Grünen klären, ob nicht ein Platzverweis verhältnismäßiger gewesen sei. Da es heute Nacht Minusgrade gab, sind einige Schlafsäcke von einer dünnen Eisschicht überzogen. (taz)
7.25 Uhr: "Schuld sind die gewaltsamen Atomgegner"
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat laut der Agentur reuters Forderungen aus Niedersachsen nach einer gerechteren Verteilung der Kosten für den massiven Polizeieinsatz beim Castor-Transport eine Absage erteilt. Es sei einheitliche Regel, dass die Bundesländer sich gegenseitig die Kosten für ihre eingesetzten Polizisten in Rechnung stellten, sagte Herrmann am Montag im Deutschlandfunk. So werde Niedersachsen für die rund 500 bayerischen Polizisten, die zur Sicherung des Castor-Transportes eingesetzt seien, aufkommen.
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hatte eine gerechtere Verteilung der Lasten gefordert, die durch die Absicherung der Transporte entstehen. Er beklagte, dass sein Land zwar eine nationale Aufgabe erfülle, aber allein für die 20 bis 25 Millionen Euro aufkommen müsse, die der Polizeieinsatz je Castor-Transport koste. "Das ist und bleibt eine Ungerechtigkeit", sagte der CDU-Politiker am Sonntag ebenfalls im Deutschlandfunk.
Herrmann hielt dagegen, dass man nicht über die Verteilung der Kosten streiten, sondern folgendes klar machen müsse: "Gäbe es diese illegalen, gewalttätigen Demonstranten nicht, gäbe es die Kosten nicht." Sie seien die Verursacher der Kosten. "Man muss sich eher fragen, warum die nicht die Kosten zahlen." (reuters)
6.55 Uhr: Blockade bei Harlingen ist geräumt
Die Räumung der Schienenblockade von etwa 3.000 Castorgegnern in Harlingen nahe Hitzacker im Wendland ist beendet. Die letzten Demonstranten wurden um kurz vor 7 Uhr von der Polizei weggetragen. Damit ist die Gleisstrecke für den Castor-Atommülltransport zur Verladestation Dannenberg nach einer 19-stündigen Blockade wieder frei.
Gegen Ende wurden die Blockierer mehr gezogen als getragen. Um 6.55 ist die größte Schienenblockade Deutschlands Geschichte. Bald wird der Castor durchgerollt sein. Zurück bleiben Strohhaufen, Goldfolie sowie glimmende Lagerfeuer. (taz)
6.10 Uhr: Mühsames Räumen der Gleisblockade
Durch Gleisblockaden haben laut Agentur afp Castor-Gegner im Wendland die ganze Nacht hindurch die Weiterfahrt des Transports mit hochradioaktivem Atommüll verhindert. Trotz einer kurz nach Mitternacht begonnenen Räumung der Bahngleise gelang es der Polizei bis zum Morgen nicht, die Strecke freizumachen. Protestorganisatoren warfen der Polizei dabei ein zu hartes Vorgehen gegen die Demonstranten vor.
"Es geht voran, aber mühsam", sagte ein Sprecher der Bund-Länder-Polizeipressestelle in Lüneburg am Morgen. Wie lange die Räumung noch dauern werde, sei schwer einzuschätzen. Demnach waren gegen 5.30 Uhr "etwas mehr als die Hälfte" der ursprünglich 3.500 Blockierer vom Gleis runter. (afp)
5.09 Uhr: Suppe und Getränke für Freiluft-Gefangene
Harlingen: Die mehreren hundert Blockierer, die von der Polizei unter freiem Himmel in einem Kreis von Fahrzeugen festgehalten werden, liegen auf Decken im Gras. Viele frieren. Die Volksküche gibt weiter warme Suppen und Getränke aus. (taz)
4.48 Uhr: Blockierer bleiben in der GeSa bis Zug in Dannenberg ist
Harlingen: Die Gleisblockierer bleiben unter freiem Himmel in Gewahrsam, bis der Castor in Dannenberg einfährt - das bestätigt ein Sprecher der Polizei am Einsatzort. Die Gefangenensammelstelle füllt sich, der ehemals besetzte Schienenabschnitt ist fast komplett geräumt.(taz)
3.57 Uhr: Greenpeace darf Strahlung jetzt messen
Erst nach einer Konfrontation mit Einsatzkräften der Bundespolizei konnten Experten von Greenpeace heute Nacht mit zweieinhalb Stunden Verspätung eine Strahlenmessung beginnen. Die Rechtsberaterin der Einsatzleitung, Frau Dannemann, musste die Beamten in Dahlenburg dazu telefonisch anweisen.
Einsatzkräfte der Polizei hinderten zuvor Mitglieder von Greenpeace massiv daran, in dem niedersächsischen Ort eine Strahlenmessung des Castorzuges vorzunehmen. Anwohner hatten zuvor die unabhängige Umweltorganisation telefonisch gebeten, aus ihrem Haus heraus die Strahlung der Castorbehälter zu messen. Der Zug mit elf Castoren steht seit 20.03 Uhr nur wenige Meter entfernt von ihrem Haus. (Greenpeace)
3.50 Uhr: GeSa soll illegal sein
Anwälte vor Ort erklären unserem Reporter, dass die GeSa in Harlingen illegal sei. Sie hätte vom Amtsgericht Dannenberg erlaubt werden müssen. Diese Erlaubnis soll ihren Angaben zufolge nicht vorliegen. Sie würden deshalb gerade alles versuchen, um die Sammelstelle so schnell wie möglich wieder auflösen zu lassen.(taz)
3.25 Uhr: Rote-Beete-Eintopf und ein Stück Isomatte
In der offenen Gefangenen-Sammelstelle bei Harlingen kommen alle Gleis-Blockierer rein, aber entgegen mancher Twitter-Meldung nicht wieder raus. Selbst an allen Punkten, wo die Stoßstangen der begrenzenden Polizeibusse aneinanderstoßen, schieben jeweils zwei Polizisten Wache.
In der Sammelstelle selbst stellt die Polizei ein kleines Stück Isomatte, gerade genug, um darauf zu sitzen und Decken. Der Lkw mit Wasserflaschen sei laut Polizei nicht durchgekommen. Die Kirche bietet deshalb in kleinen Mengen heißen Tee an und zusätzlich Rote-Beete-Eintopf. Von Außen werden die "Gefangenen auf Zeit" mit nicht zu lauter Musik beschallt. Im Inneren schlafen schon viele wieder. Es ist ja auch mitten in der Nacht.
Hauke, 26, berichtet unserem taz-Reporter, dass die Polizisten ihm auf dem Gleis gesagt hätten, dass wenn er nicht freiwillig mitkommen und laufen würde, sie ihn einfach in die Büsche werfen würden. Seine Sitznachbarin bestätigt die Vorwürfe von "WiderSetzen". Wer nicht gehen will, dem werde beispielsweise ins Gesicht gefasst und auf die schmerzhaften Punkte gedrückt.
Guido Koch, ein Sprecher der Polizei, erklärte: "Der Einsatz läuft gut. Viele laufen mit, einige lassen sich tragen. Wir sind zufrieden." Ein Augenzeuge berichtet, dass einem die Polizisten außerhalb der Kameras sagen würde, man hätte ja jetzt seine Show gehabt, nun könne man auch laufen. Wer das nicht machen wolle, werde oft schmerzhaft davon überzeugt.
Inzwischen sind knapp 60 Prozent der Strecke geräumt. Auch wenn das in der Dunkelheit relativ schwer abzuschätzen ist. (taz)
3.09 Uhr: Castor-Gegner werfen Polizei Gewalt vor
Nach dem Beginn der Räumung von Blockaden der Castor-Gegner auf einer Bahnstrecke im Wendland haben laut der Agentur afp die Protestorganisatoren das Vorgehen der Polizei kritisiert. Die Polizei halte sich nicht an die getroffene Absprache, dass die Protestteilnehmer "ordnungsgemäß weggetragen" werden müssten, sagte ein Sprecher der Initiative "Widersetzen" in der Nacht zum Montag. "Statt dessen werden sie heruntergezerrt."
Der Sprecher vermutete, dass die Polizei nun härter gegen die Demonstranten vorgehe, weil das Wegtragen zu lange dauere. Laut "Widersetzen" befanden sich nach 2 Uhr morgens noch rund 1800 Castor-Gegner auf den Schienen. (afp)
3.04 Uhr: Nachrichtenagentur meldet Vollzug
Es hat manchmal seine Tücken, für eine Nachrichtenagentur zu schreiben. Die Kollegen von dapd vermelden jedenfalls in einer ersten Zusammenfassung schon jetzt eine erfolgreiche Räumung: "Mit einem massiven Aufgebot an Einsatzkräften hat die Polizei im Wendeland in der Nacht zum Montag eine Sitzblockade von etwa 2.000 Castor-Gegnern geräumt. Der Einsatz verlief zunächst "ohne größere Schwierigkeiten", sagte ein Sprecher der Einsatzleitung der Polizei in Lüneburg der Nachrichtenagentur dapd."
Im zweiten Satz relativieren sie dann ihre Aussage aber wieder ein wenig: "In den frühen Morgenstunden dauerte die Räumung bei Harlingen nahe Hitzacker noch an. Erst wenn die Strecke wieder vollkommen frei sei, werde der in Dahlenburg gestoppte Castor-Transport weiterfahren, fügte der Polizeisprecher hinzu."
2.50 Uhr: Greenpeace darf Strahlung nicht messen
Einsatzkräfte der Polizei hindern zurzeit Mitglieder von Greenpeace massiv daran im niedersächsischen Dahlenburg eine Strahlenmessung des Castorzuges vorzunehmen. Anwohner des Bahnhofs Dahlenburg hatten zuvor die unabhängige Umweltorganisation gebeten, aus ihrem Haus heraus die Strahlung der Castorbehälter zu messen. Der Zug mit elf Castoren steht seit 20.03 Uhr nur zehn Meter entfernt von ihrem Haus.
Die Anwohner hatten Greenpeace telefonisch darum gebeten, die Strahlungsbelastung in ihrem Haus zu messen. Ein Team um den Kernphysiker und Greenpeace-Atomexperten Heinz Smital fuhr deshalb mit den notwendigen empfindlichen Messgeräten von Dannenberg nach Dahlenburg. Dort wurde ihnen der Durchgang zum Haus nicht nur verweigert, er wurde von der Polizei auch mit körperlicher Gewalt verhindert. (Greenpeace)
2.45 Uhr: Fotografen warten auf Gerangel
Meter um Meter arbeitet sich die Polizei voran und trägt die Demonstranten weg. Bis jetzt bleibt der Einsatz weitgehend friedlich. Sobald es bei der Räumung ein Gerangel gibt, blitzen die Kameras der Fotografen. (taz)
2.30: Erste Verletzte bei Räumung
Eine junge Frau um die 30 liegt neben der Schiene und wird von fünf Sanitätern verarztet. Sie ist beim Wegtragen mehrfach von den Polizisten - ob nun ungewollt oder gewollt - losgelassen worden und beim Fallen jeweils mit dem Kopf auf das Schotterbett gestoßen. (Nachtrag: Um 2.55 Uhr muss die Frau mit einem Krankenwagen abtransportiert werden)
Ein Großteil der Blockierer geht freiwillig mit den Polizisten zur Sammelstelle. Der andere Teil beschwert sich lautstark, von der Polizei drangsaliert zu werden. Handgelenke werden dabei umgeknickt, ihnen wird ins Gesicht gegriffen oder sie werden von zwei Polizisten einfach über den Schotter geschleift.
Organisatoren von WiderSetzen erklären, dass die Polizei ihr Versprechen, gewaltlos zu räumen nur umsetzt, wenn Journalistenkameras dabei sind. Wenn diese fehlen soll es allerdings rabiat zur Sache gehen. Auch taz-Reporter können das bestätigen. Sobald jemand nicht laufen will, soll er mit Schmerzen gefügig gemacht werden, teilweise schleifen sie die Blockierer einfach über die Gleise hinweg.
Manche Polizisten nehmen aber das Versprechen der Einsatzleitung für voll und tragen diejenigen, die nicht laufen wollen bis zur Sammelstelle. Ungefähr ein Drittel der Strecke ist jetzt schon geräumt. (taz)
2.13 Uhr: Erstes Viertel der Blockade fast geräumt
Harlingen. Auf den Gleisen bei Km 188 ist fast das gesamte erste Viertel der Gleisblockade geräumt. Teilweise gehen die Polizisten rabiat zur Sache, schleifen Blockierer über den Boden. Manche Beamte werden von Sanitätern ermahnt, keine gefährlichen Griffe einzusetzen, die zu Verletzungen führen könnten. Die Demonstranten bleiben aber friedlich. Pressefotografen werden teilweise abgedrängt. (taz)
2.10 Uhr: Sammelstelle füllt sich
Die provisorische Gefangenensammelstelle auf der Wiese bei Harlingen füllt sich. Teilweise kommen die Blockierer in ganzen Gruppen und laufen freiwillig neben den Polizisten her. Nur vereinzelt werden sie von Polizisten nach vorne geschubst. Ein Demonstrant besteht darauf, getragen zu werden. Vier Beamte müssen sich um ihn kümmern, tragen ihn erst nur vom Gleis und überlegen jetzt, wie sie ihn bis zur Sammelstelle bringen. Kommentar des Blockierers: "Ich habe Zeit." Die Polizisten finden es nicht lustig, tragen ihn aber dann den gesamten Weg zu viert. Andere, die nicht ganz freiwillig laufen, drehen Polizisten die Arme auf den Rücken, um mehr Druck auszuüben. (taz)
2.03 Uhr: Erste Blockierer in der GeSa
Harlingen. Wie angekündigt werden die ersten Blockierer in diese Art Gefangenensammelstelle (GeSa) unter freiem Himmel bei Harlingen gebracht, ohne dass die Personalien aufgenommen werden. In der Mitte des Kreises stehen ein paar Klos. Ein Polizeibeamter, der die Demonstranten bewachen muss, sagt etwas neidisch: "Die kriegen hier Isomatten, Decken, Essen und Trinken. Ihre Verpflegung ist besser als unsere." (taz)
1.59 Uhr: Demonstranten entlasten die Polizisten
Viele Demonstranten lassen sich nicht den ganzen Weg durch den Wald tragen und laufen mit. Wahrscheinlich aus Mitleid zu den Polizisten. Die meisten geben an, schon länger als 24 Stunden im Einsatz zu sein. (taz)
1.52 Uhr: Räumung läuft auf Hochtouren
Gleisblockade Harlingen. Die Räumung läuft auf Hochtouren. Von allen Seiten kommen Polizisten aus dem Wald. Die Blockierer werden höflich angesprochen. "Wollen Sie freiwillig mitkommen oder wollen sie sich tragen lassen?" Die meisten lassen sich von zwei Polizisten wegtragen. Schwerere und ältere Menschen werden zu dritt weggetragen. (taz)
1.44 Uhr: Räumung beginnt jetzt
Nachdem die Polizei dreimal dazu aufgerufen hatte, die Gleise zu verlassen, es aber niemand getan hat, beginnt sie in diesem Moment die Räumung der Gleisblockade vom östlichen Ende her. Schwangere, Kranke, Kinder können sich melden und werden vorsichtig aus dem Wald herausgeführt, der Rest wird getragen. Die Gleisblockade ist etwa 500 Meter lang. Laut wird "Abschalten, abschalten" skandiert. (taz)
1.20 Uhr: Blockierer von Polizei umstellt
Die Blockierer am Harlinger Gleis sind jetzt komplett von der Polizei umstellt. Einige Demonstranten sind schon freiwillig gegangen. In der Nähe der Bahnstrecke sind sehr viele Polizeiautos aufgereiht. Wahrscheinlich, um die Demonstranten zum Freiluftgefängnis zu transportieren. Denn der Weg ist knapp einen Kilometer lang und wäre defintiv zu lang, um alle in den Ring zu tragen. Schwierig wird es ebenso, die Blockierer von den Gleisen die Böschung hinauf und dann durch ein Stück Wald zu den Autos zu kriegen. (taz)
1.12 Uhr: Korrektur
Entgegen ersten Meldungen an dieser Stelle, haben die Blockade-Organisatoren der Gruppe WiderSetzen (und hier auch auf keinen Fall Xtausendmal quer - wie fälschlich berichtet) der Räumung NICHT zugestimmt. Vielmehr gab es ein Gespräch zwischen WiderSetzen und der Einsatzleitung, in dem beide Seiten ihr Vorgehen bekannt gegeben haben. Die Polizei erklärte dabei, dass sie die Gleise heute Nacht räumen wird, die Blockierer hingegen erklärten, nicht freiwillig von den Schienen gehen zu wollen. (taz)
1.08 Uhr: Der Ring ist eröffnet
Die Polizei hat auf einer Wiese neben dem Wald zu den Blockierern auf der Gleisanlage ein riesiges mobiles Freiuftgefängnis gebaut von einem geschätzten Durchmesser von 150 bis 200 Metern. Stoßstange an Stoßstange stehen die Polizeibusse, sodass wirklich keiner mehr aus dem Kreis heraus kann. In den hell erleuchteten Ring sollen die Demonstranten kurz eingesperrt werden, damit sie nicht wieder auf die Gleise zurücklaufen.
Mehrere Polizeigruppen in Regimentstärke nähern sich den Blockierern im Laufschritt. (taz)
0.54 Uhr: Polizei postiert sich vor Camp Metzingen
Vor einem der größten Camps der Castorgegner, in der Ortschaft Metzingen, sind Mannschaftswagen der Polizei postiert. Beamte untersuchen das ausgebrannte Wrack eines Autos, das noch immer hochkant gekippt die südliche Fahrspur der B 216 versperrt. Demonstranten hatte das Auto gegen 20.30 Uhr angezündet.
0.47 Uhr: Polizeikolonnen ereichen Blockierer
Harlingen. Obwohl auf einem Feld in der Nähe der Blockade bereits hunderte Polizeifahrzeuge parken, erreichen nun auch aus Süden lange Kolonnen von weiteren Polizeimannschaften die Ortschaft. An der Blockade kündigte die Polizei die Räumung an, doch die Stimmung bleibt entspannt. Über das "Radio Freies Wendland" werden CastorgegnerInnen aufgefordert, noch zur Blockade dazuzustoßen.
0.40 Uhr: Polizei will ab eins die Gleise räumen
Laut unseren Reportern vor Ort will die Polizei die Gleisanlagen bei Harlingen ab ein Uhr räumen. Das kündigt sie gerade vor Ort an. Dabei sollen alle in einen Kessel aus Polizeiwagen geführt werden ohne die Personalien aufzunehmen. Danach soll der Castor-Zug schnell durchfahren und alle wieder freigelassen werden.
+++ Zum Sonntags-Ticker Teil 2 +++
Die anderen Ticker:
Sonntags-Ticker (7.11.) - Teil 1
Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 2
Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 1
***
Zum Live-Ticker:
Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter:
Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul, Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt.
In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Carl Ziegner, Frauke Böger, Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!