Monsantos Genmais-Bericht: "Diplomand würde damit durchfallen"
Monsanto stellt in seinem Genmais-Bericht Forschungsergebnisse in einen falschen Zusammenhang, kritisiert Agrarbiologe Josef Settele.
taz: Herr Settele, Sie wehren sich dagegen, wie der Saatgutkonzern Monsanto Ihre Forschungsergebnisse in einem Monitoringbericht verwendet, der klären soll, welche Risiken der Genmais MON 810 birgt. Um welche Daten geht es?
Josef Settele: Das sind Beobachtungen ehrenamtlicher Schmetterlingsfreunde. Sie wandern auf 500 Flächen in Deutschland Strecken ab und notieren, auf welche Arten sie dort treffen. Diese Daten schicken sie dann an uns, also das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, und an die Gesellschaft für Schmetterlingsschutz. Wir werten sie aus.
Geben die Daten Auskunft darüber, wie sich der Anbau von Genmais auf Schmetterlinge auswirkt?
Nein, das haben wir gar nicht untersucht. Da bräuchten Sie quantitative Daten, die vor allem entlang der entsprechenden Ackerflächen gesammelt werden müssen. Dort haben wir aber nicht gezählt. Wie Monsanto mit unseren und anderen Daten umgeht, das ist sehr willkürlich. Würde das bei uns ein Diplomand machen, fiele er mit Pauken und Trompeten durch.
Haben Monsanto oder das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, also das BVL, bei dem der Bericht derzeit liegt, Sie schon kontaktiert?
Monsanto hat uns vor einiger Zeit ein Gespräch angeboten, aber in einer Form, dass wir nicht darauf eingehen wollten. Ich möchte auch gar keinen direkten Kontakt mit dem Unternehmen, damit ich nicht in Verdacht gerate, mit ihm zu kooperieren. Wir haben mit viel Mühe unser System der ehrenamtlichen Beobachter aufgebaut. Gewinnen diese enthusiastischen Schmetterlingsfreunde nun die Überzeugung, ihre Informationen würden direkt bestimmten Unternehmen zur Verfügung gestellt, springen sie ab. In einem Fall ist das schon passiert. Derzeit müssen wir viel Energie investieren, um unser wertvolles Freiwilligensystem zu erhalten. Vom BVL haben wir noch nichts gehört, die brauchen wohl noch einige Tage, um sich zu sortieren. Ich gehe aber davon aus, dass sie das Gespräch mit uns suchen.
Ist es vorstellbar, dass Sie zusammen etwa mit Monsanto Tagfalterpopulationen an Ackerflächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen untersuchen?
Nein, aber die Unternehmen könnten in einen staatlichen Topf einzahlen, aus dem die Monitoringprogramme Gelder für bestimmte Projekte bekommen könnten. Wir würden dann einer Fragestellung nachgehen und sie unabhängig beantworten.
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