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„Monitor“–Beitrag von ARD untersagt

■ ARD–Fernsehdirektoren beschließen in Saarbrücken, einen „Monitor“–Bericht über den „Fall Report“ nicht aussenden zu lassen / Angeblich wegen Eingriffs in laufende Arbeitsgerichtsverfahren

Von Felix Kurz

Ludwigshafen (taz) - Die ARD– Fernsehdirektoren haben nach Informationen der taz auf ihrer Konferenz in Saarbrücken beschlossen, dem WDR–Fernsehmagazin „Monitor“ zu verbieten, über die Auseinandersetzungen um und über das Südwestfunkmagazin „Report“ in seiner nächsten Sendung am 10.3.87 zu berichten. Die inoffizielle Sprachregelung: Es sei nicht „wünschenswert“, mit dem Beitrag in das laufende Arbeitsgerichtverfahren zwischen dem ehemaligen Report–Redakteur Wolfgang Moser und dem SWF einzugreifen. Moser war nach einem kritischen Beitrag über die deutschen Atomkraftwerke aufgrund heftiger Proteste der Atomindustrie aus der „Report“–Redaktion des 1. Fernsehprogrammes in die Redaktion „Schauplatz Europa“ des 3. SWF– Programmes „umgesetzt“ worden. Wäre er „ver“setzt worden, hätte der Personalrat des Senders zustimmen müssen. Vor dem Arbeitsgericht Karlsruhe wird dieser Fall am 9. März verhandelt. Als vor einiger Zeit „Report“–Magazinchef Franz Alt ebenfalls vor dem Arbeitsgericht gegen den Südwestfunk prozessierte, durfte „Monitor“ ohne Einschränkungen darüber berichten. Der Koordinator für Politik, Kultur und Gesellschaft der ARD, Martin Schulze, wollte sich zu dem neuen Zensur–Fall nicht äußern. „Da kriegen Sie von mir nichts. „ Der WDR–Direktor Günter Struve verwies an seinen bayerischen Kollegen Schwarzkopf. Der stellvertretende Fernsehdiretor beim Südwestfunk, Christoph, hielt sich ebenfalls bedeckt. „Das ist eine interne Angelegenheit.“ Bei der „Monitor“–Redaktion ist das Sendeverbot „offiziell“ noch nicht eingegangen. Über den Arbeitsgerichtsprozeß des Redakteurs wolle man aber auch nicht berichten, hieß es. Die Magazinsendung sollte vor allem die Gremienarbeit, deren Kompetenzen und Verfilzungen in den öffentlich–rechtlichen Rundfunkanstalten behandeln. Sie hat maßgeblich zu einer Verflachung und Ausdünnung der politischen Beiträge in den traditionellen Sendeanstalten geführt. SWF–Intendant Willibald Hilf (CDU), der massiv die politischen Magazine in der ARD umstrukturieren will, war „nicht erreichbar“. Hilf hatte vornehmlich die Ablösung von Wolfgang Moser betrieben. Der taz wurde inzwischen auch bekannt, daß Intendant Hilf ausweislich des Geschäftsberichts von 1985 im Beirat der Dresdner Bank sitzt. Dieses „Koordinierungsgremium“ des Geldinstituts, das wie die Deutsche Bank massiv im Atomgeschäft investiert hat, gilt als eines der wichtigsten Organe der Bank, die das weitere Geschäftsgebaren plant.

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