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Monika Gronczewska

Wer sagt schon gern seiner Großmutter, das er 'pervers' ist?"

"Bungeespringen hat mich auf den Geschmack gebracht", schwärmt Monika Gronczewska. "Dieser Schuss Adrenalin! Von Zeit zu Zeit brauche ich ihn einfach!" Fallschirmspringen habe sie auch schon ausprobiert. Die 24jährige Computerspezialistin bestellt sich einen Caffe Latte im Warschauer Cafe Filtry. "Wenn ich in einem knappen Jahr mein Politik-Studium beende, will ich einen Paraglidingkurs machen." Die schlanke junge Frau hängt ihre grüne Strickjacke über die Stuhllehne und wirft ihre halblangen blonden Haare nach hinten. "Seit zwei Jahren bin ich wieder ein Single. Meine Partnerin und ich hatten uns auseinandergelebt. Nach drei Jahren war alles vorbei."

Zukunftspläne habe sie keine. Das Studium, das sie neben der Arbeit in der Computerfirma absolviere, wolle sie abschließen. "Was danach kommt, wird sich zeigen. Ich bemühe mich, jeden Moment zu genießen." Eine neue Partnerin suche sie nicht. Die Unabhängigkeit, die sie erreicht habe, gefalle ihr zu gut. Finanzielle und emotional. Es gehe ihr zur Zeit richtig gut. "Eine neue Partnerschaft bedeutet immer auch Kompromisse. Dazu habe ich im Moment keinen Nerv." Allerdings habe sie gerade eine Bewerbung an die Stiftung "Ich habe einen Wunschtraum" geschickt. Ein Zukunftsplan sie das nicht gerade. Aber wenn es klappen würde, wäre das wunderbar. Die Stiftung erfüllt todkranken Kindern einen ihrer Träume, einmal ein Ritter sein, mit einem Delphin schwimmen oder im Fernsehen als ein Star auftreten. "Das ist eine großartige Initiative. Da möchte ich gerne mithelfen und dabei sein, wenn so ein Kind für eine Weile seine Krankheit vergisst."

Ihr Coming Out habe sie mit 17 Jahren gehabt. "Da hatte ich mich unsterblich in eine bekennende Lesbe verliebt. Leider unglücklich. Meine Gefühle wurden nicht erwidert." Doch damals habe sie sich zum ersten Mal den engsten Freunden und Freundinnen anvertraut. Als sie später eine Partnerin fand und mit zusammenlebte, erfuhren es auch Bekannte. Sie lacht leise, trinkt einen Schluck Kaffee und sieht einem Passanten nach, der draußen am Panoramafenster des Cafes vorbeigeht. "Mit der eigenen Familie war es am schwersten. Siu0119 hat es als letztes erfahren." Der Bruder habe noch am wenigsten Probleme damit gehabt. Wahrscheinlich habe er es ohnehin schon geahnt. Für ihre Mutter aber sei es ein schwerer Schlag gewesen. Der Vater sei bereits tot.

"Wenn man katholisch aufgewachsen ist und einem die Familie viel bedeutet, ist das unglaublich schwer. Man stellt durch die eigene Existenz das ganze bisherige Wertesystem in Frage. Denn die Kirche lehnt uns ja ab." Dabei seien Schwule und Lesben doch keine schlechten Menschen. Sie seien nur einfach anders gepolt. "Aber wenn in den Gottesdiensten immer wieder gepredigt wird, dass Schwule und Lesben Perverse oder Kranke sind, die von ihrer Verirrung geheilt werden müssten, soll man dann der Familie sagen, dass man selbst eine Perverse ist?" Die schwer kranke Großmutter soll es daher nicht erfahren. Den Kontakt zur Kirche sowie zu national-katholischen Menschen habe sie abgebrochen. "Die Bischöfe und Päpste haben sich so oft geirrt in der Geschichte; bei den Juden, den Ketzern und den Hexen. Sie irren sich auch bei uns. In hundert Jahren oder in zweihundert werden sie es einsehen."

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