■ Moneta: Der Rubel rollt
Viele Anlegerinnen haben seit Monaten den Blick in ihre Depots gescheut. Macht ja auch wahrhaftig keinen Spaß, dem Frust so direkt ins Auge zu sehen. Dabei ist aber der einen oder anderen völlig entgangen, dass es einen Markt gibt, der sich in den vergangenen Monaten völlig von den etablierten Börsen abgekoppelt hat: Die russischen Aktien haben sich allein seit November vorigen Jahres verdoppelt.
Der RTS-Index weist seit der Krise vom Oktober 1998 eine lockere Verzehnfachung auf. Politische Stabilisierung, wirtschaftliche Erholung und ein dramatischer Inflationsrückgang haben es möglich gemacht. Zusätzliche Nahrung erhielten die russischen Ölwerte in jüngster Zeit durch den gestiegenen Ölpreis. Trotz der atemberaubenden Kursralley gerade der Öltitel werden die russischen Perlen wie Lukoil, Tatneft und Surgutneftegaz nur mit einem KursGewinn-Verhältnis zwischen 6 und 9 bewertet. Dagegen werden Gesellschaften wie BP, Royal Dutch und Shell im Schnitt mit dem etwa 18fachen KGV bezahlt.
Aber nicht nur Russland, auch die als weniger spekulativ geltenden Ostbörsen zeigen beeindruckende Stärke. Mit gut sortierten Osteuropafonds waren binnen Sechsmonatsfrist 50 Prozent zu verdienen.
Ich muss gestehen, schon immer eine gewisse Schwäche für die Russen gehabt zu haben. Ärgerlich nur, dass ich nicht ansteckender gewesen bin. Aber wer weiß: Vielleicht müssen meine geliebten Russen binnen drei Monaten wieder mit einem Ölpreis von 15 Dollar kalkulieren. Die Aktien könnten dann wieder nachgeben – eine schöne Einstiegsgelegenheit wäre da. In jedem Fall sollte sich vorsichtig anpirschen, wer bis jetzt nicht dabei war. Auf lange Sicht dürfte sich aber eine Portion Osteuropa in jedem Depot gut machen. Auch in Form eines Rentenfonds, der Forint und Sloty nicht scheut!
Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, FAX: 4142 6668 info@frauenfinanzgruppe.de www.frauenfinanzgruppe.de
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