Mondfahrzeuge aus Deutschland: Pekings künstliche Wachmänner
Die Berliner Firma Robowatch hat 16 Wachroboter nach Peking geliefert. Mosro, Ofro und Asendro sollen während der Olympischen Spiele nach Bösewichten fahnden.
Glaubt man Pressesprecher Benjamin Stengl, sind seine Wachroboter wahre Teufelskerle. Sechzehn Stück hat die Berliner Firma Robowatch kürzlich nach Peking geliefert - und Stengl brennt förmlich auf ihren Einsatz: "Wenn es nicht so zynisch wäre, würde ich mir wünschen, dass in China mal richtig was passiert", sagt er.
Stengls Schützlinge heißen Mosro, Ofro und Asendro, erinnern im Design an Mondfahrzeuge und sollen in der Olympiastadt und am Austragungsort der Wassersportwettbewerbe in Qingdao nach Bösewichten fahnden. Genauer: Die selbstfahrenden Roboter haben nachts Parkflächen und Sportstätten zu kontrollieren. Weil sich Sicherheitstechnik immer besser verkauft, wenn die Lage unsicher ist, hofft Stengl insgeheim auf eine Konfrontation von Mensch und Maschine.
Der Pressemann hat schon leidvolle Erfahrungen gemacht. Seine Roboter waren bereits bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 im Berliner Olympiastadion im Einsatz. "Es gab keine Kriminellen, nicht mal ein Plasmabildschirm wurde geklaut." Dabei sind Mosro und Ofro geradezu darauf getrimmt, menschliche Diebe aufzuspüren. Mosro kostet günstige 16.000 Euro, ist laut Eigenwerbung "in der Lage, sich in praktisch jeder Situation zurechtzufinden". Allerdings scheitert die 1,20 Meter hohe Tonne auf Rädern bei ihren Verfolgungsjagden an vergleichsweise niedrigen Hürden: Sie ist "an ebene Flächen gebunden", so Stengl, kann also keine Stufen überwinden. Erreicht ein Laptopdieb also nach seiner Flucht aus dem Pressezentrum die Treppe zur Tiefgarage, kann Mosro nur noch resigniert zuschauen.
Vertikal beweglicher sind seine fahrbaren Brüder Ofro und Asendro. Ofro gilt laut Website als "idealer Teamplayer im Revier- und Streifendienst". Seine hochempfindliche und von Wetterunbill wie dem Pekinger Smog unabhängige Sensorik erkennt Täter bereits beim Betreten des Geländes.
Allerdings, räumt Robowatch-Sprecher Stengl ein, sei der künstliche Wachmann "nicht in der Lage, sich zu wehren". Mosro muss Aggressionen seines Gegenübers tatenlos ertragen, "der Zugriff erfolgt durch das Wachpersonal". Konflikten geht der wendige und 10 Kilometer pro Stunde schnelle Asendro von vornherein aus dem Weg. Die Version Scout erkundet mit Sensoren "aus sicherer Entfernung den Einsatzort". Der Greifarm der Ausführung EOD kann Fenster und Türen öffnen, erreicht Gegenstände in Gepäckfächern und kann sogar Handgranaten entschärfen. In heiklen Situationen ist es hilfreich, wenn der Zugriff nicht durch den Streifendienst erfolgt, sondern dieser den artifiziellen Kollegen aus sicherer Entfernung beobachtet.
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