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Mollis fliegen auf „Turkish Airlines“

■ Brandanschläge auf zwei türkische Reisebüros / Vermutlich „Racheakt“ der kurdischen PKK für staatliche Militärgewalt

Auf zwei türkische Reisebüros wurden in der Nacht zum Sonntag politisch motivierte Brandanschläge verübt. Nach Angaben der Polizei warfen Unbekannte einen selbstgebastelten Brandsatz auf die Zentrale der staatlichen Fluggesellschaft „Turkish Airlines“ in der Budapester Straße im Bezirk Charlottenburg. Die Flasche konnte die Sicherheitsverglasung des Reisebüros jedoch nicht durchschlagen und explodierte statt dessen auf dem Gehsteig vor dem Gebäude. Das Feuer wurde von der Feuerwehr gelöscht. Menschen kamen bei der Attacke nicht zu Schaden. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hinterließen die unbekannten Täter am Ort ein Bekennerschreiben, auf dem „der Kampf der Kurden gegen die türkische Regierung“ gerechtfertigt wird.

Ebenfalls Kurden vermutet die Polizei hinter dem Brandsatz, der nur wenig später auf das Kreuzberger Reisebüro „Bizim-Türk“ in der Skalitzer Straße geschleudert wurde. Der Molotowcocktail durchschlug zwar die Scheiben, entzündete sich aber nicht. Auch hier wurde niemand verletzt. In beiden Fällen konnte bislang niemand festgenommen werden, so der Sprecher. Aufgrund des politischen Hintergrundes beider Anschläge ermittle nun der Berliner Staatsschutz.

Die Polizei sieht die Attacken im Zusammenhang mit einer Serie von Brandanschlägen, die ebenfalls in der Nacht zum Sonntag auf insgesamt vier Reisebüros in Köln- Mülheim und Bremen verübt wurden. Dort richteten die Mollis erheblichen Sachschaden an, ohne dabei Personen in Mitleidenschaft zu ziehen. Auch in Köln-Mülheim und Bremen wurden Schreiben gefunden, in denen die brutale türkische Militärintervention in Kurdistan verurteilt wird.

Eine erste Analyse der Brandnacht versuchte Ahmet Iyidirli, Vorsitzender der Föderation türkischer Sozialdemokraten in Berlin (HdF), zu geben. Es sei denkbar, daß die „Gewaltaktionen“ auf das Konto der kurdischen Arbeiterpartei PKK gehen, sagte Iyidirli zur taz. Speziell der Brandsatz auf das staatliche Reisebüro lege die Vermutung nahe, daß die Türkei durch einen „Racheakt“ getroffen werden sollte, da in der vergangenen Woche die PKK bei Angriffen türkischer Militärs „viele Leute verloren“ habe. Außerdem könnten die Anschläge auf die Reisebüros einen Aufruf zum „Tourismusboykott“ der Internationalen Tourismusbörse ITB in der kommenden Woche bedeuten.

Ebenso wie bei den Anschlagserien im August und November 1994 sowie im Januar 1995 vermutet Iyidirli, daß auch hier die PKK vor wichtigen außenpolitischen und wirtschaftlichen Ereignissen der Türkei „das Kurdenproblem aktualisieren will“. So stünde für die Türkei jetzt die Entscheidung über die Aufnahme in die Zollunion an. Rolf Lautenschläger

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