Mögliches Comeback von Lafontaine: Oskar spaltet die Linke
Oskar Lafontaine will wieder an die Spitze der Partei – aber zu seinen Bedingungen. Nicht alle seine Parteikollegen erfreut das Angebot.
BERLIN dpa | Ein mögliches Comeback des früheren Linkspartei-Chefs Oskar Lafontaine spaltet die Linke. Widerstand gegen eine Rückkehr des 68-jährigen Saarländers an die Parteispitze kommt vor allem von den ostdeutschen Landesverbänden. Nach dem Wahldesaster in Nordrhein-Westfalen wollen Bundesspitze und Landeschefs am Dienstag in einer gemeinsamen Sitzung nach Lösungsmöglichkeiten im Streit über die künftige Führung suchen.
Es gehe nicht an, dass Lafontaine „Bedingungen stellt und Gefolgschaft erwartet“, kritisierte der Berliner Parteivorsitzende Klaus Lederer. „Solche Erpressungsmanöver gehen nicht“, sagte er der Berliner Zeitung. „Mit einer Heilsbringerfigur an der Spitze bekommt die Linkspartei nichts geregelt.“
Auch der Sprecher der Landesgruppe Sachsen der Linken im Bundestag, Michael Leutert, sagte, er glaube nicht, „dass man die Partei mit altem Personal und alten Rezepten wieder auf volle Höhe bekommt“. Lafontaine stehe nicht für Kompromisse, sondern für Kampfansagen.
„Allerdings führt uns dieser Kurs nicht zu weiteren Erfolgen, sondern ganz klar zu weiteren Niederlagen“, sagte Leutert der in Chemnitz erscheinenden Freien Presse. Daher versuche die Linke im Osten, sich von Lafontaine „freizumachen“.
„Wenn das personelle Umfeld stimmt“
Lafontaine hatte am Montag nach langem Zögern klargemacht, dass er bereit sei, in die Doppelspitze der Partei zurückzukehren. Der Süddeutschen Zeitung sagte der Saarländer: „Ich gehe noch einmal in die Verantwortung, wenn die Partei mich wirklich will und wenn das personelle Umfeld stimmt.“
Der amtierende Parteichef Klaus Ernst will seinen Platz für Lafontaine räumen. Vizefraktionschef Dietmar Bartsch hält dagegen an seiner Kandidatur fest. Das Verhältnis der beiden gilt als schwierig. Lafontaine hatte Bartsch vor gut zwei Jahren als Parteivorsitzender aus dem Amt des Bundesgeschäftsführers gedrängt, weil er eine gezielte Intrige witterte. Eine Kandidatin für die Doppelspitze gibt es bisher noch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?