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Modell Mit Planet 9 müssten auch Planetenwege neu arrangiert werden. Eine unterschätzte Herausforderung„Pluto bleibt da!“

Gruppenbild ohne Pluto: die acht Planeten unseres Sonnensystems Foto: Abbildung: Lsmpascal

Interview Michael Brake

taz.am wochenende: Herr Peerdeman, als Vorsitzender der Sternwarte Bad Kreuznach sind Sie mitverantwortlich für den örtlichen Planetenweg. Was ist das, ein Planetenweg?

Bernd Peerdeman: Planetenwege sollen die Dimensionen unseres Sonnensystems verdeutlichen. Der Weg bei uns ist zum Beispiel im Maßstab von eins zu einer Milliarde angelegt: Unsere Bad Kreuznacher Sonne hat einen Durchmesser von 1,40 Meter und unsere Erde knapp einen Zentimeter. Damit ist sie rund 150 Meter vom Sonnenmodell entfernt und die anderen Planeten sind dem Maßstab entsprechend weit weg, insgesamt ist der Weg sechs Kilometer lang.

Nun gibt es bald vielleicht Zuwachs. Verfolgen Sie die Suche nach Planet 9?

Natürlich. Also nicht ununterbrochen. Aber wenn es neue Erkenntnisse gibt, sind wir da dran.

Sehen Sie eine reelle Wahrscheinlichkeit, dass in den kommenden Jahren der neunte Planet tatsächlich entdeckt wird?

Klar, warum nicht? Die optischen Teleskope auf der Erde werden immer empfindlicher, man kann immer weiter ins All hineinschauen. Mit diesen Möglichkeiten finden wir vielleicht nicht nur einen neunten Planeten, sondern sogar noch einen zehnten, einen elften …

Aber was machen Sie dann mit dem Planetenweg, wenn tatsächlich ein Planet 9 entdeckt wird und der, wie gerade erwartet wird, 500-mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde. Das wären bei ihrem Modell locker 80, 90 Kilometer. Gibt es schon Pläne für eine Station in Heidelberg, Zweibrücken oder Hanau?

Das würde natürlich den Rahmen unseres Modells sprengen, da können wir nicht reagieren. Wir würden aber mit Sicherheit beim Pluto einen Zusatz anbringen, dass der nächsten Planet in soundsoviel Kilometern zu finden ist – wie weit genau, muss man dann ausrechnen.

Pluto ist also noch Teil Ihres Planetenwegs, obwohl er nur noch als Zwergplanet gilt?

Ja, natürlich. Er war bis 2006 Planet im Sonnensystem, und ist noch genau da, wo er war. Wir haben ihn in unseren Planetenweg integriert und da bleibt er auch!

Die Entscheidung zu Pluto war damals umstritten. Teilen Sie die Einschätzung?

Foto: privat
Bernd Peerdeman

59, ist seit 2012 Erster Vorsitzender der Sternwarte Bad Kreuznach, die sich 1986 anlässlich des Vorbeiflugs des Halley’schen Kometen gründete. Seine Astronomiebegeisterung wurde 1975 bei einem Berufsschulausflug in das Hamburger Planetarium geweckt.

Nein, und ich finde das auch sehr bedauerlich. Im Rahmen der New-Horizons-Mission, die im Jahr 2015 erfolgreich den Pluto erreicht hat, ist ja auch wieder aufgekommen, ob man nicht dem Pluto den Planetenstatus zurückgibt.

Das Thema ist also noch gar nicht durch?

Nein.

Vorläufig ist Pluto ja aber noch ein Zwergplanet. Wäre es dann nicht fair, wenn man auch die anderen Zwergplaneten mit Tafeln im Planetenweg berücksichtigt, also Ceres, Eris, Makemake und Haumea?

Viele von ihnen wären so weit weg, das würde schon wieder Überschneidungen mit anderen Planetenwegen geben. Bloß Ceres, sie liegt ja zwischen Mars und Jupiter, könnte man berücksichtigen. Sie ist aber so winzig, das ließe sich gar nicht darstellen. Der Bad Kreuznacher Pluto ist schon nur ein 3-Millimeter-Kügelchen. Ceres ist in Wirklichkeit bloß 963 Kilometer im Durchmesser, das wäre dann weniger als ein Millimeter. Man könnte natürlich ein Täfelchen für sie aufstellen, aber da haben wir uns von Anfang an dagegen entschieden.

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