Mode für Ordensschwestern: „Sexy“ bei Nonnen geht gar nicht
Schlüpfer bis Wintermantel. Der „Hugo Boss der Nonnen“ kleidet Ordensschwestern ordentlich ein. Das dafür nötige Vertrauen musste er sich hart erarbeiten.
BERLIN taz | Peter Mattis leitet den 1889 gegründeten Traditionsbetrieb „Mattis Textil Ordenskleidung seit 1889“ in vierter Generation. Das Geschäftsfeld des Unternehmers aus dem nordrhein-westfälischen Löhne ist einzigartig: Nach eigenen Angaben kleidet seine Firma rund 80 Glaubensorden auf der ganzen Welt ein – von Deutschland bis Tansania.
Er bezeichnet sich in verschiedenen Interviews scherzhaft wahlweise als „Hugo Boss“- oder „Karl Lagerfeld der Nonnen“. Weniger lustig ist, dass seine Klientel ein massives Nachwuchsproblem hat. 1985 hatten die Orden in Deutschland noch 100.000 Mitglieder, heute sind es nur noch 20.000. Und die sind hoffnungslos überaltert: Nur rund 15 Prozent der Nonnen sind jünger als 65 Jahre. Neue Geschäftsfelder mussten her, deshalb werden heute auch Kleidungsstücke für Feuerwehrleute, Wanderer und Polizisten gefertigt.
Ein weiterer und etwas pikanter Bereich entwickelte sich vor einigen Jahren: Mattis verkauft den Schwestern nun auch Schlüpfer. Keusche, dem Herren gefällige, Unterbekleidung ist ein Muss für jede Nonne. Drei Varianten gibt es, eine trägt den schönen Namen „Pagenslip“.
Mausgrau, Steingrau, Schwarz
Die Farben von Ober- und Unterbekleidung sind gedeckt, die Schnitte möglichst wenig figurbetont. Und dann das: Bei einem Fotoshooting für Nonnenbekleidung in Ungarn gab es Probleme mit dem Model. Die Dame machte das, was man normalerweise von ihr erwartet: posieren und sexy gucken. „Ja, komm, zeig dich...“. Man kennt das. Wer weiß, für welche Endverbraucher und in welchen anderen Uniformen sie sonst wirbt.
Wer im Netz „//www.mattis-ordenskleidung.de/:www.mattis-ordenskleidung.de“ besuchen will, erhält eine interessante Fehlermeldung: „Warnung – ein Besuch dieser Webseite kann ihren Computer schädigen“ (Stand: 28.01.13, 13:30). Aber Online-Shopping ist bei Klosterinsassinnen sowieso nicht sonderlich beliebt. Der Verkauf läuft über den persönlichen Kontakt. Viele Oberinnen kennen ihn, seit er ein kleiner Junge war. Mattis stellt gegenüber der Nachrichtenagentur dapd klar – und jetzt kommt's knüppeldick: „Ein paar Schwestern umarmen mich, wenn ich komme.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen