MIT DEN TANK-TOURISTEN AUF DU UND DU: Mobile Holländer
■ Benzintourismus boomt im Grenzstädtchen Goch
Den Haag (dpa/taz) — Das nordrhein-westfälische Städtchen Goch, gelegen zwischen Niederrhein und Maas, ist eine Touristenattraktion ersten Ranges. Allerdings bleiben die niederländischen Gäste immer nur kurz. Die beiden Attraktionen Gochs heißen Super- und Normal-Benzin. Der Liter kostet hier rund 25 Pfennig weniger als in den Niederlanden.
Niederländische Automobilisten tanken jährlich rund 135 Millionen Liter Sprit an deutschen Tankstellen. In Goch wird der halbe Tankstellenumsatz mit den Gästen aus dem teuren Westen gemacht. „Die fahren manchmal 50 Kilometer, um hier zu tanken“, berichtet ein Tankwart. Vor allem abends herrscht Hochbetrieb in Goch — und bei den holländischen Tankstellen gähnende Leere.
Als die Bonner Regierung die satten Steuererhöhungen für Sprit ankündigte, bangte manche deutsche TankstellenbesitzerIn an der niederländischen Grenze zunächst um die Existenz. Doch nun zieht Den Haag zum 1. Juli mit. 22 Cent (etwa 20 Pfennig) mehr wird bleifreies Benzin dann in Holland kosten, 31 Cent mehr das bleihaltige. Bleifrei-FahrerInnen haben künftig etwas weniger Anreiz zum Fremdtanken, Blei-Füßler aber erst recht. Die Luft in Goch wird also wohl noch etwas bleihaltiger.
Vor schweren Umwälzungen stehen hingegen die Tankstellen an der niederländisch-belgischen Grenze. Mit umgerechnet etwa sechs Pfennigen, die der Super- Sprit heute in Belgien billiger angeboten wird, konnte man bislang keine Völkerwanderung auslösen. Doch demnächst wird dieser Unterschied fast 35 Pfennig je Liter betragen. Dann wird sich im niederländischen Budel die Windmühle wohl häufiger drehen als die Sprituhr an der Tankstelle gegenüber. Und im belgischen Ramont reibt man sich angesichts des sicheren Geschäfts schon die Hände. Verliererin ist die Umwelt. Allein an der niederländisch-deutschen Grenze werden jährlich Millionen Liter Sprit nur auf Tankfahrten in die Luft geblasen.
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