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■ RadiodaysMittwoch

Keiner arbeitet gern auf ständig schwankendem Boden. Also scheint es vielen lebensklug, Pfähle in den Sumpf zu rammen und eine hübsche Traumstadt draufzusetzen (wenn die faule Soße unten nicht weitergärt). Die braunhistorische Altlast der Deutschen ist hierfür ein schönes Beispiel: Ganz im Sinne des Mythos von der „Stunde Null“ verdrängte man die Vergangenheit der vormals inneren Emigranten, diskutiert ihre Funktion in Nazi- Deutschland aber um so irrationaler, wenn die offenen Fragen Jahrzehnte später endlich herausplatzen.

Günther Eich ist so ein Fall. Das verehrte Mitglied der Gruppe '47 verdiente sich auch manche Sporen bei der „Goebbels-Schnauze“, dem Reichsrundfunk, für den er von 1933 bis 1945 arbeitete. Seit den siebziger Jahren schwanken Angriff und Verteidigung zwischen den Extremen: „Hat er oder hat er nicht“ Karriere gemacht bei den Braunen?

Raddatz plädierte „schuldig“ in der Zeit, Reich-Ranicki schoß aus der FAZ sein Nein zurück. Immer wieder wurde die Debatte aus Mangel an Beweisen eingestellt. Bis im Herbst 1993 Eichs verschollen geglaubtes Hörspiel „Rebellion in der Goldstadt“ (Ursendung 8. Mai 1940) in Prag entdeckt wurde.

Jenseits der reinen Schuldfrage ist die endlose Geschichte der emotionsgeladenen Kritikerdebatte ein Lehrstück sui generis. Wolfram Wessels hat sich die lohnende Mühe gemacht, Argumente zu sammeln und zu kommentieren: Von der schuldlosen Schuld der Literatur(21 Uhr, hr1). GeHa

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