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■ RadiodaysMittwoch

Als hätten wir nicht schon alle Hände voll zu tun, die Denkställe unserer Zeit auszumisten! Jetzt müssen wir Spätgeborenen auch noch die Versäumnisse der naiven Moderne nachholen. Und darunter gibt es Altlasten, an denen die Geisteswissenschaft gern in vollendeter Kür vorbeieiert...

Gemeint ist die Rolle der Intellektuellen im aufkeimenden und vollstrotzenden Faschismus. Ein heißes Eisen, sicher. Weil aber Alt- Geschmiedetes nicht per se vor neuverbrannten Fingern schützt, sollten heutige Denker die Motive besagter Künstler genauestens untersuchen. Als Fallstudie eignet sich Ezra Pound, Aktivist und Poet der Cantos, ganz besonders. In seinem Leben finden wir vieles, was auch die Kollegen in die Arme von Mussolini und Hitler trieb: eine Ablehnung moderner, chaotischer Lebensumstände bei gleichzeitiger Vergötterung von „männlicher“, ordnender Technik, die explosive Mischung von Größenwahn und visionärer Entrückung. Pound war ein Gewaltmensch, der in ungeheuren Energieschüben Projekte anleierte, Künstler „entdeckte“, vermarktete und wieder fallenließ. Im Sturmschritt hatte der Amerikaner zunächst die Kulturszene Londons genommen, dann „fiel“ Paris, und 1925 entzog er sich dem Sündenpfuhl der Metropolen und ging ins italienische Rapallo. Von 1941 bis 1945 verfaßte der Workoholic massenhaft Radiosendungen im Sinne des „Duce“ und entkam nach Kriegsende nur durch einen juristischen Kniff seiner Verurteilung als Hochverräter: Man erklärte ihn für unzurechnungsfähig. Ob sich all diese Wirren in seiner Dichtung niederschlagen? Aber ja! Beim Goutieren des Hörstücks Meine Lieder singt man nicht heißt es also: mit den Ohren denken! (HR 2, 21 Uhr). GeHa

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