: Mitten im Geschehen
■ Am Wochenende geht das Kino 46 auf ethnologische Spurensuche
Viele Menschen reisen gerne. Und weil sie nicht zu den Neckermännern und -frauen gehören wollen, bewegen sie sich am liebsten abseits der ausgetrampelten Touristenpfade. Jede Palme und jede barbusige Frau wird fotografisch dokumentiert und auf Video gebannt, damit man zuhause auch beweisen kann, wie nah man der fremden Kultur gekommen ist. Doch wie Filme aussehen, wo man den Menschen einer anderen Kultur wirklich nahegekommen ist, das zeigt das Kino 46 im Seminar „Der Blick auf die Fremden“ an diesem Wochenende. Die Altmeister des ethnologischen Films, Jean Rouch und Robert Gardner, sind mit jeweils zwei Filmen vertreten. „Petit a petit“ und „Moi, un Noir“ von Rouch beschäftigen sich mit dem Alltag in Westafrika, während „Dead Birds“ von Gardner eine bewaffnete Auseinandersetzung im Hochland von Papua-Neuguinea dokumentiert und zu den Klassikern des ethnologischen Films zählt. Gardner folgt in „Forest of Bliss“ mit der Kamera auf der Schulter einfach dem Geschehen in den engen Gassen von Benares: Tote werden aufgebahrt, zum Ganges gebracht und dort verbrannt. Geleitet wird das Seminar von Johannes Rühl, einem Ethnologen aus Heidelberg, der sich mit neueren Entwicklungen im ethnologischen Film beschäftigt. Beispiel: Gary Kildeas „Celso und Cora“, wo der Regisseur den Protagonisten durch die Straßen von Manila verfolgt, sich mitten ins Geschehen stürzt. Alle Filme dieses Wochenendes sind sehenswert; besonders Jean Lydalls Trilogie über die Hamar-Frauen in Südäthiopien (So, 18.30 Uhr). Die Ethnologin kennt die Hamar seit 20 Jahren, und diese Freundschaft spürt man in den Filmen: So nah kann man einer fremden Kultur wirklich kommen.
Gudrun Kaatz
Anmeldungen zum Seminar im Kino 46 unter Tel. 38 767 30
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen