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■ Press-SchlagMittelfeldgourmet

Wir wissen nicht, ob Claudio Caniggia jemals im Restaurant des Eckart Witzigmann gegessen hat. Lothar Matthäus jedenfalls hat. Das ist hoch offiziell, seit der zweite Pressesprecher der Münchner Bayern, Uli Hoeneß, ihm ebendies vergangene Woche vorwarf. Lothar Matthäus, Sie erinnern sich, das ist jener Fußballer aus der Kokainwerbung des Deutschen Fußball-Bundes, der so schön Elfmeter schießt. Und Eckart Witzigmann ist jener köchelnde Kokainliebhaber, der jüngst verurteilt wurde, weil er besagtes Pülverchen seiner irdischen Bestimmung zugeführt haben soll.

So weit, so high. Matthäus jedenfalls schätzte es gar nicht, seine Eßgewohnheiten zum Gegenstand öffentlicher Erörterung erhoben zu sehen, und bezichtigte Herrn Hoeneß recht unverhohlen der Dummheit, Profilierungssucht und Stillosigkeit. Da freute sich das Fußballvolk im Lande, denn wenn schon die Bremer, Frankfurter und Dortmunder nicht in der Lage sind, die Bayern ernsthaft zu gefährden, dann ja vielleicht die Bayern selbst. Zwist, Hader, Punktverlust lagen in der Luft, leider nur bis Samstag. Da gewannen die Münchner erst gegen Dortmund mit 2:0, und dann vertrugen sich zu allem Überfluß, wenn auch deutlich zähneknirschend, die Streithähne Matthäus und Hoeneß.

Damit ist die Bundesliga- Saison gelaufen, wenden wir uns der Nationalmannschaft zu. Auch hier droht dem Münchner Mittelfeldgourmet Ärger. Berti Vogts hat angekündigt, Matthäus die Leviten zu lesen, was dem wenig behagt. „Der Bundestrainer braucht sich nicht einzumischen“, gab er barsch zu verstehen. Genau das hat der aber vor. Von einem Kapitän, so Vogts, erwarte er mehr als den Wimpeltausch. „Er muß ein Vorbild für die Mannschaft sein.“ Als Fußballer, wohlgemerkt, nicht als Feinschmecker. Matti

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