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Mitarbeiter klagen gegen DepenbrockBerliner Verlag, 11.55 Uhr

Der Geschäftsführer und "Berliner Zeitung"-Chef Josef Depenbrock hat nicht mehr nur Redakteure, sondern mittlerweile auch das Management gegen sich.

Hinter der Fassade des Berliner Verlags brodelt es. Bild: dpa

Die Uhrzeit war eine klare Aussage: Der Betriebsrat hatte zur Betriebsversammlung eingeladen - um 11.55 Uhr.

Schon die Ansetzung der Versammlung um 5 vor 12 deutete auf die weitere Verschärfung des Konflikts zwischen Mitarbeitern des Berliner Verlags und Josef Depenbrock, dem Geschäftsführer und Chefredakteur der Berliner Zeitung, hin. Denn nach den Redakteuren der Zeitung haben sich nun auch Teile der Mitarbeiter des Verlags gegen ihn gewandt. Dass Josef Depenbrock bei der Versammlung vorne saß, drei Leute aus dem Managementbereich in der zweiten Reihe, der Rest des Managements aber ganz hinten im Saal - möglichst weit weg von Depenbrock - kann man vielsagend nennen.

Nicht mehr nur in der Redaktion gibt es einen mehr oder weniger freiwilligen Exodus führender Mitarbeiter, die unter den gegebenen Bedingungen - es gibt etwa hohe Renditeforderungen der Eigner, David Montgomerys Mecom-Konzern - nicht mehr arbeiten wollen, sondern auch im Management. Drei Leitungspositionen wurden dort frei, etwa die des Personalchefs und die des Geschäftsführenden Redakteurs beim Berliner Kurier. Auch die Redaktion muss einen weiteren Abgang verschmerzen: Jens Weinreich, der Leiter des Sport-Ressorts, gibt seine Stelle auf und wird Autor.

Seine Stelle ist bereits wieder ausgeschrieben - ein Teil des Konflikts mit Depenbrock beruht darauf, dass freie Stellen nicht wieder besetzt werden sollten. Nachdem es vorletzte Woche in einer Redaktionskonferenz, in der auch der Leitende Redakteur Ewald Schulte - bis dahin auch Mitglied im Redaktionsausschuss - seinen Abgang verkündete, zu einem kleinen Eklat gekommen war, schrieb Depenbrock die Stellen aus. Ein Teilerfolg für die Redaktion, die sich dagegen verwehrt, mit immer weniger Personal und ohne zusätzliche Mittel ehrgeizige Projekte der Londoner Eigner umzusetzen.

Die Redaktion hatte zuletzt Briefe geschrieben; einen an ihren Chefredakteur Depenbrock, der zugleich Geschäftsführer des Verlags ist, und einen an David Montgomery. Depenbrock hatte sie darin das Misstrauen ausgesprochen und ihn zum Rücktritt aufgefordert, Montgomery um die Entwicklung einer publizistischen Strategie gebeten - oder um den Ausstieg aus dem Berliner Verlag.

Antworten auf offene Fragen lieferte Depenbrock nun, auf der Betriebsversammlung, aber offenbar nicht. Er lasse sich nicht drohen, sagte er. Die Redaktion muss das wohl als Drohung verstehen: Sie klagt mit gewerkschaftlicher Unterstützung gegen Depenbrock. Sie will, dass er einen seiner Posten - Geschäftsführer und Chefredakteur - aufgibt. Depenbrock weigert sich nach wie vor beharrlich.

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