Mitarbeiter geprellt?

■ Ein angeblich alternativer Arbeitgeber fährt lieber ein teures Auto, als seine Mitarbeiter zu bezahlen / Klage vor dem Arbeitsgericht

fährt lieber ein teures

Auto,als seine Mitarbeiter zu bezahlen / Klage vor dem Arbeitsgericht

Die in der Alternativszene nicht unbekannte „Karl Mai GmbH“ kann ihre MitarbeiterInnen offenbar nicht bezahlen. Hauptsächlich StudentInnen und SchülerInnen arbeiten in der „Tauschzentrale“: Hier kann man Wohnungen und Mitfahrgelegenheiten anbieten und nutzen, in der Kontaktbörse Gleichgesinnte kennenlernen oder im angeschlossenen Reisebüro den Urlaub buchen. Doch Geschäftsführer Sven Karl Mai steht unter heftigem Beschuß. Allein vier seiner ehemaligen Angestellten klagen vor dem Arbeitsgericht mehr als 10000 Mark für im vergangenen Jahr geleistete Arbeit ein. Mehrere nur kurzfristig bei ihm Beschäftigte warten teilweise seit Februar auf ihr Geld.

So zum Beispiel die angehende Erzieherin Kerstin Roth. Sie verlangt von Mai 120 Mark Februargehalt, mußte sich immmer wieder mit Ausreden wie, die Diskette sei kaputt, die Buchhaltung werde umgestellt oder das Geld komme mit dem nächsten Monatsgehalt, zufrieden geben. „Für 120 Mark nehme ich noch nicht mal den Telefonhörer in die Hand“, habe Mai ihr bei wiederholten Nachfragen gesagt.

Mit unkorrekten Schecks mußte sich Claudia Kaplan herumschlagen. Der erste war auf 5,52 Mark statt 552 Mark ausgestellt, der zweite trug das Datum des vergangenen Jahres und war damit ungültig, der dritte Scheck schließlich, den sie vor rund einem Monat von ihm erhielt, ist als Verrechnungsscheck ihrem Konto immer noch nicht gutgeschrieben.

Doch das sind Kleckerbeträge im Vergleich zu dem, was vier Angestellte des vergangenen Jahres von ihm gerichtlich einklagen wollen. Jürgen Stepputat arbeitete als Auszubildender im Reisebüro der „Karl Mai GmbH“, er klagt auf 4038,15 Mark ausgebliebene Lohnzahlungen. Daß Geschäftsführer Sven Karl Mai ausgerechnet im „Vier Jahreszeiten“ Tee trinken müsse, während er für ihn im Reisebüro arbeitet und massive Lohnrückstände hat, bleibt dem Ex-Azubi unverständlich. Auch dessen Auto, ein amerikanischer Chrysler, passe nicht zu Mai's Aussagen, daß er seine Angestellten zwar bezahlen wolle, aber nicht könne. Die Leasingraten für den Chrysler seien jetzt so günstig, meinte Mai gegenüber dem taz-Reporter.

Gemeinsam mit seinen ehemali-

1gen ArbeitskollegInnen Stefan Gloz (Lohnforderung: 4365 Mark), Helga Fernandez (1088,16 Mark) und Katja Landeck (2220 Mark) hat Jür-

1gen Stepputat jetzt eine Liste erstellt, auf der sie für alle Fälle die Sachwerte des Büros in der Rutschbahn aufteilen. Jörn Breiholz