piwik no script img

Mit weniger Dividende gegen die Konkurrenz

■ Der internationale Hafen-Wettbewerb belastet die Bilanz der Bremer LagerhausGesellschaft / Mehr Dienstleistungen und Teilnahme an der internationalen Verbundfertigung / Umschlag stieg um 2,1 Prozent auf 16,5 Millionen Tonnen

Die AktionärInnen der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft nehmen in diesem Jahr weniger Dividende mit nach Hause: Auf der BLG -Jahreshauptversammlung in der historischen Staatwaage beschlossen sie, einem Vorschlag des Vorstandes zu folgen und ihre Dividende von acht auf sechs Prozent zu kürzen. Die Differenz kommt zusätzlich in die Rücklagen. Der Stadtgemeinde Bremen, mit 50,4 Prozent Mehrheitsaktionärin der BLG, bringt dieser Beschluß mit 363.000 Mark im laufenden Jahr 121.000 Mark weniger in die Landeskasse als im Vorjahr.

„Unter Druck“ sei die BLG im vergangenen Jahr gleich von zwei Seiten geraten, erklärte BLG-Chef Rolf Fastenau. Wegen des heftigen Wettbewerbs unter den Küstenhäfen mußten sowohl die Schiffahrt, die nach wie vor unter erheblichen Überkapazitäten leidet, als auch die Unternehmen, die für ihre Ware einen Hafen suchen, mit Preisnachlässen umworben werden.

Die bremischen Häfen...

Schwarz sieht Fastenau dennoch nicht. Über das traditionelle Geschäft hinaus könne die BLG ihrer Kundschaft immer komplexere EDV-gestützte Dienstleistungen für den schnellen Umschlag anbieten. Während die technische Ausrüstung in Antwerpen, Rotterdam, Bremen/Bremerhaven und Hamburg weitgehend identisch seien, hätten die logistischen Angebote den bremischen Häfen eine vergleichsweise gute Chance gegenüber der Konkurrenz verschafft. Und „mit Phantasie und Tatkraft“ (Fastenau) will die BLG versuchen, sich an den entstehenden weltweiten Verbundfertigungen zu beteiligen.

Knapp ist im letzten Jahr wieder eine Rekordmarke verfehlt

worden: 29,98 Millionen Tonnen wurden 1987 in den bremischen Häfen umgeschlagen, rund 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der gefallene Dollarkurs sorgte dafür, daß der Anteil der Importe gegenüber den Exporten zunahm: Während die Ausfuhren seit 1985 um 12 Millionen Tonnen pendeln, nahmen die Einfuhren auf rund 18 Millionen Tonnen zu. In Bremen wurden 0,5 Prozent mehr Waren umgeschlagen, in Bremer

haven 2,9 Prozent.

Die Hafengruppe Bremerhaven steht mit ihren 14,8 Millionen Tonnen Umschlag kurz davor, die Häfen in der Stadt (15,1 Millionen Tonnen) zu überholen. Im internationalen Vergleich sehr niedrig bleibt die „Loco-Quote“ der umgeschlagenen Güter, die in Bremen selber hergestellt oder verbraucht wurden: zehn Prozent.

Der Anteil der BLG am Ge

samtumschlag der Häfen ist 1987 weiter gestiegen - auf den internationalen Umschlag, für den die BLG zuständig ist, entfielen rund 16,5 Millionen Tonnen (+2,1 %). Um 0,7 Prozent auf 1,18 Millionen Tonnen nahm dabei der Getreide und Futtermittel-Umschlag ab.

...und die BLG

Der Containerverkehr, der hauptsächlich in Bremerhaven abgewickelt wird, wuchs 1987 um 6,5 Prozent. Die Tendenz dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen: Im ersten Halbjahr 1988, gab Faste

nau bekannt, stieg er weiter um 6 Prozent. Mit 1,04 Millionen Behältern gehört Bremen erneut zu dem weltweit nur aus einem guten Dutzend Häfen bestehenden „Club der Container-Millionäre“.

Die ständigen Rationalisierungen und Strukturanpassungen zeigten sich nicht nur im gestiegenen Umschlag, sondern auch im Personalbericht. 4.055 Beschäftigte hatte die BLG im letzten Jahr, 1986 waren es noch 4.066 und 1985 4.123. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Auszubildenden von 125 (1985) über 134

auf 141.

Das bedeutendste Tochterunternehmen ist die Karl Gross Silo -GmbH in Brake. Das Unternehmen schlägt ein Drittel der Getreide- und Futtermittelimporte in Brake um. Seit den 70er Jahren, als das Geschäft mit der Massenaufzucht von Tieren begann, hält die BLG einen Anteil von 51 Prozent. Die „Port and Transport Consulting“ berät vor allem südostasiatische Regierungen beim Hafen- und Infrastruktur-Ausbau. In diesem Jahr ist sie erstmals auf dem südamerikanischen Markt präsent.

mc

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen