: Mit weißem Kragen in grauen Autos
■ Tübinger Hemdenhändler Ackel aktiv im Autogeschäft
Daß der Tübinger Hemdenhersteller Andreas Ackel bis Februar 1994 „graue Autos“ nach Asien verschoben hat, steht für einen Gewährsmann der Stuttgarter Nachrichten „außer Zweifel“. Und daß der ehemalige Boris-Becker-Manager Ion Tiriac von den Schiebereien nichts gewußt haben soll, „ist absolut nicht vorstellbar“. Denn auch Auto Rom in Bukarest orderte über den windigen Graumarkthändler Ackel Mercedes-Limousinen, die dann aber nie in Rumänien ankamen.
Die Autos, die Tiriacs Firma für Rumänien bestellt hatte – nach Berichten eines Zeugen aus Tübingen, der nicht genannt werden wollte, bis zu 500 Stück –, sollen dafür bei Ackels Abnehmern in Asien aufgetaucht sein; nach einem kurzen Ausflug über die Schweizer Grenze, wo die Zollpapiere abgestempelt wurden, gingen die Nobelkarossen über den Hamburger Freihafen auf große Fahrt nach Fernost.
Gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal“ bestätigte Ackel, der auch mit der Edelmarke Ferrari handelt, auf Nachfrage, 80 Fahrzeuge von Tiriacs Vertretung nach Asien verschoben zu haben. Er bestreitet allerdings, in großem Stil nach Taiwan geliefert und damit die dortige Mercedes-Vertretung ausgebootet zu haben.
Tiriacs Firma beteiligt an Ackels Gruppe
Seine Lieferungen, „insgesamt gerade mal 80 Autos“, so der Hemdenhändler lapidar in einem Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten, seien hauptsächlch für China bestimmt gewesen. „Kann sein, daß mal links und rechts ein Auto nicht nach China, sondern nach Taiwan geliefert wurde. Aber der Großteil ging nach China.“
Daß Tiriacs Generalvertretung überhaupt bei Ackel in Tübingen orderte und nicht direkt beim renommierten deutschen Hersteller, findet Mercedes-Sprecher Detlef May rückblickend höchstens „ziemlich ungewöhnlich“. So verwunderlich ist das aber nicht, belegt doch ein Eintrag im Tübinger Handelsregister, daß Tiriac über seine Amsterdamer Firma TIVIBV mit 51 Prozent und einer Einlage von 153.000 Mark an der Ackel-Firma Sportmarketing GmbH beteiligt war.
Außerdem saßen in Ackels Firmengruppe, die sich seit Mitte der siebziger Jahre auch im Formel-II- Rennbetrieb als Sponsor hervorgetan hatte, Informationen der Stuttgarter Nachrichten zufolge Mittelsmänner des rührigen Rumänen, die ihn ständig auf dem laufenden hielten.
Der vielseitige Unternehmer war bislang nicht zu erreichen. Von einem Ermittlungsverfahren gegen Ackel war bei der Tübinger Polizei nichts bekannt. Hera
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