■ Mit neuen Triebwagen auf du und du: Flink und leicht
Erlenbach (taz) – Mit Spannung hatten Ende Juni die deutschen Schienenfahrzeughersteller erwartet, wem die Deutsche Bahn AG den Zuschlag für den Bau von 300 Dieselwagen geben würde. 800 Millionen Mark läßt sich die Bahn die neue Fahrzeuggeneration kosten, mit denen der regionale Schienenverkehr aufgemöbelt werden soll. Der Gewinner heißt: RegioSprinter. 150 Stück davon ordert die Bahn von der Krefelder Firma Duewag, dazu 120 Dieselleichttriebwagen der Waggonfabrik Talbot aus Aachen und 30 einteilige Triebwagen der Firma Linke-Hoffmann- Busch.
Im Regionalverkehr macht die deutsche Bahnindustrie inzwischen den Hauptumsatz. Die Regionalisierung der Bundesbahn hat auf einmal neues Interesse geweckt an den lange so stiefmütterlich behandelten Nebenstrecken. Auch die Bahnindustrie entdeckt nun neben ICEs und Schnellzugwaggons den Nahverkehr als neuen Wachstumsmarkt.
Der Sprecher des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Friedhelm Bihn, erklärte im Vorfeld der heute beginnenden Berliner Innotrans-Messe, der öffentliche Nahverkehr erreiche über 30 Milliarden Mark Umsatz pro Jahr. Davon entfallen etwa zehn Milliarden pro Jahr auf Investitionen. Allein im Bereich der Schienenfahrzeuge hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin für die Jahre 1994 bis 2010 ein Investitionsvolumen von 43 Milliarden Mark im Personenverkehr prognostiziert.
Friedhelm Bihn vom VDV ist jedenfalls sicher: „Der öffentliche Personennahverkehr ist ein Wachstumsmarkt.“ In Erwartung des lukrativen Bahnauftrags hatten in den letzten Monaten fast alle deutschen Schienenfahrzeug-Hersteller Prototypen neuer Dieseltriebwagen präsentiert.
Der Clou ist bei allen Modellen die Leichtbauweise aus Aluminiumkomponenten. Das macht die Züge für Nebenbahnen mit einem schwächeren Oberbau und engen Kurvenradien besonders geeignet. Vor allem aber senkt es den Energieverbrauch und sorgt zusammen mit den starken Dieselmotoren für eine kräftige Beschleunigung und bis zu 120 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit. Das bedeutet kurze Fahrzeiten bei gleichzeitiger Bedienung vieler Haltestellen.
Breite, ebenerdige Einstiege und Mehrzweckräume zum Einstellen von Fahrrädern oder Kinderwagen sind Standard. Der modulare Fahrzeugaufbau ermöglicht meist auch mehrteilige Varianten mit mehr Sitzplätzen oder unterschiedliche Einstiegshöhen. Mit Materialien, die in größeren Mengen auch für den Omnibus- und Straßenbahnbau gebraucht werden, lassen sich die neuen Fahrzeuge zudem relativ günstig produzieren. Michael Schwager
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