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■ Mit japanischen Banken auf du und duDie zweite einkassiert

Berlin/Tokio (taz/AFP) – In Japan steigt zwar immer noch die Sonne auf vielbesungene Weise am Morgen aus dem Pazifik, doch eigentlich ist das Land eher eines der aufgehenden Zahlen geworden. Nach den beeindruckenden Billionensummen aus den Zeiten des fernöstlichen Wirtschaftswunders fallen nun auch die roten Zahlen rekordverdächtig aus. 60 Billionen Yen hat die Regierung insgesamt für die Rettung des Bankensystems eingeplant, umgerechnet 840 Milliarden Mark. Tokio will für die keineswegs gesicherten Verbindlichkeiten der Finanzkonzerne haften, die sich laut dem Economist auf 140 Prozent des Bruttosozialprodukts belaufen.

Angesichts dieses Dramas greift die Regierung nun zu härteren Methoden zur Sanierung des Geldsektors. Gestern wurde die National Credit Bank (NBC) unter staatliche Kontrolle gestellt. Nach der Long Term Credit Bank ist dies der zweite solche Fall in diesem Jahr. Japans Ministerpräsident Keizo Obuchi sagte in Tokio, Prüfungen hätten ergeben, daß die NCB seit März dieses Jahres mit 94 Milliarden Yen (rund 1,3 Milliarden Mark) tief im Minus stehe, erklärte Obuchi. Ein Drittel ihrer offenen Kredite sind nach Regierungsangaben faul. Obuchi kündigte an, die Regierung werde für alle Einlagen und Finanzgeschäfte des auf langfristige Kredite an Unternehmen spezialisierten Instituts geradestehen. Zudem werde eine neue Führungsriege ernannt und ein Plan zur Umstrukturierung des Instituts ausgearbeitet. NCB-Präsident Shigeoki Togo war damit überhaupt nicht einverstanden. Er erklärte zwar seinen Rücktritt, warf jedoch Obuchi vor, voreilig gehandelt zu haben. Die Bank sei zahlungsfähig und könne sich refinanzieren. Der Bankenchef warf der Regierung vor, unrechtmäßig gehandelt zu haben. Alles Zedern half ihm jedoch nichts.

Die wackelnden Japanischen Banken bieten auch ausländischer Konkurrenz Gelegenheit, auf dem zweitgrößten Finanzmarkt der Welt Fuß zu fassen. Sie kaufen damit zwar auch einen Teil der Risiken der einzelnen Häuser ein. Doch billiger als derzeit gab es Unternehmensteile oder Bankaktien nicht zu erwerben. Das will zum Beispiel die Deutsche Bank nutzen. Am Freitag gab die Sakura- Bank – Tochter des Riesen Mitsui – bekannt, daß sie mit Deutschlands Nummer eins über die Zusammenlegung des Börsengeschäfts verhandelt. Und die Frankfurter arbeiten nach eigenen Angaben auch noch an der Übernahme des angeschlagenen Versicherers Nippon Life Insurances. mak

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