■ Öffentlicher Dienst: Mit gutem Beispiel?
Die Hamburger Behörden sollten nach Ansicht des Senatsbeauftragten für Behindertenfragen, Gerhard Koll, deutlich mehr behinderte Arbeitnehmer einstellen als bisher. Derzeit betrage der Anteil dieser Beschäftigten im öffentlichen Dienst rund fünf Prozent. „Sechs bis sieben Prozent müßte Hamburg aber beschäftigen“, sagte Koll am Mittwoch bei der Vorlage seines ersten Tätigkeitsberichts. Der öffentliche Dienst könne gegenüber der freien Wirtschaft, die nur etwa 3,8 Prozent behinderte Arbeitnehmer beschäftige, nur dann glaubwürdig auftreten, wenn er selbst mit gutem Beispiel vorangehe.
Von den rund 61000 Arbeitslosen in der Hansestadt Hamburg sind nach Angaben Kolls 2580 (1660 Männer/920 Frauen) Behinderte. Die Zahl ist damit seit September 1991 (2456) leicht angestiegen.
Bedrohlich ist nach wie vor die Pflegesituation für behinderte Menschen. „Der Mangel ist das Übliche. Wenn wir die Zivildienstleistenden nicht hätten, wäre es schon längst zu einer Katastrophe gekommen“, sagte Koll. 15000 Menschen betreuten zudem privat eine behinderte Person. Auch durch Werbeanzeigen sei es kaum gelungen, qualifiziertes Pflegepersonal zu bekommen. Die angestrebte Kostendämpfung im Gesundheitsbereich verschlechtere noch die Situation.
Besonderes Augenmerk richtete der Behindertenbeauftragte in den vergangenen drei Jahren seiner Tätigkeit auf die Verbesserung der Mobilität von Behinderten. 1993 werden nach Angaben Kolls von 680 Bussen bereits 232 Niederflur-Stadtbusse und 75 Nierderflurgelenkbusse (mit besonderen Rampen auch für Rollstuhlfahrer) im Einsatz sein. Allerdings werde es wohl noch Jahrzehnte dauern, bis auch die Hamburger U- und S-Bahnen von schwerbehinderten Menschen überall genutzt werden könnten, meinte der Senatsbeauftragte.
dpa
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