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■ Mit deutschen Dienstleistern auf du und duGleichauf mit den USA

Berlin (taz) – Gerne schimpfen Politiker auf die „Dienstleistungswüste Deutschland“. Einfache Tätigkeiten seien zu unrentabel, deshalb hänge Deutschland auch wirtschaftlich weit hinter den USA. Dort gebe es viel mehr einfache Dienstleister, was das dortige Jobwunder und die deutsche Massenarbeitslosigkeit erkläre. Schade nur, daß das nicht stimmt.

Tatsächlich, so ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), arbeitet in Deutschland ein genauso großer Teil der Beschäftigten in einfachen Dienstleistungen, etwa als Kellnerin, Frisör und Kassiererin, wie in den USA. Auch wenn man die anspruchsvolleren Dienstleistungen (Planung, Buchhaltung und Management) hinzuzieht, hat Deutschland laut DIW nur einen leichtem Rückstand: So verdienen in Deutschland 73,7 Prozent der Erwerbstätigen ihr Geld mit Diensten, gegenüber 78,1 Prozent in den USA.

Die heutige Debatte ist immer noch geprägt von alten Berechnungen, die nicht nach Tätigkeit, sondern nach Branchen vergleichen. Der Fehler dieser Sichtweise: In den USA sind viele Dienste, wie Projektplanung, von den großen Industriebetrieben an kleine Firmen ausgelagert worden. Diese wurden als Dienstleister gerechnet, die großen deutschen Industriebetriebe aber komplett dem produzierendem Gewerbe zugeschlagen – samt Planern. So lag Deutschland bei unter 50 Prozent Dienstleistungsanteil.

Ein weiterer Trick: In vielen Vergleichen werden die deutschen 620-Mark-Jobs nicht berücksichtigt, zu denen es keine Entsprechung in den USA gibt. Dies macht sich vor allem bei den so heiß umstrittenen Konsumdiensten (Gastronomie und Service) bemerkbar. Deren Anteil beträgt in den USA 11,6 Prozent. In Deutschland sind es 8,1, wenn man nur die Sozialversicherungspflichtigen zählt, vergleicht man aber alle Formen von Erwerbstätigkeit sind es laut DIW 11,7 Prozent.

Interessant ist auch ein Blick auf die Sparte, in der die USA weit vorn liegen: Organisationsdienste. Deren Anteil an allen US-Jobs beträgt 18,1 Prozent, bei uns nur 4,7 Prozent. Dazu gehören vor allem die vielen „Supervisors“, die den Betrieb etwa bei McDonalds überwachen. Für Gert Wagner, einen der DIW-Autoren, ist dieser Abstand eher ein Zeichen für die Ineffizienz der US-Wirtschaft: „Weil die Leute in den USA so schlecht ausgebildet sind, muß da immer noch ein Supervisor hinter den Angestellten stehen, der entscheidet und dirigiert.“ Nicht jedes Plus an Dienstleistung ist automatisch ein Segen. Matthias Urbach

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