■ Mit deutschen Autobauern auf du und du: Made in the World
Frankfurt/Main (AFP/AP/ rtr) – Die Investitionen der Autoindustrie in Deutschland werden im laufenden Jahr um 17 Prozent auf 13,4 Milliarden Mark steigen, so schätzte gestern in Frankfurt der Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA). Gleichzeitig aber kritisierte die Verbandschefin Erika Emmerich, „daß das Produzieren in Deutschland immer schwieriger wird“, weil die Kosten zu hoch seien. Zwar hält der VDA zwei bis drei Prozent Jahreszuwachs bei der deutschen Pkw-Produktion für möglich, dennoch werde die Branche vermehrt im Ausland produzieren.
„Man muß höllisch aufpassen, um nicht hinter der Konkurrenz zurückzubleiben“, weiß Frau Emmerich. Eine wachsende Zahl von Märkten erfordere die weltweite Präsenz der deutschen Autoindustrie. Fertigungsnetze müßten in aller Welt aufgebaut werden. Deutsche Hersteller verfügten bereits über Montage- und Fertigungsstätten in 40 Ländern, die Teile- und Zubehörindustrie habe Betriebe und Lizenznehmer in 67 Ländern. Stolz heißt es: „Das deutsche Automobil genießt weltweit eine hohe Wertschätzung.“ Trotzdem werden auch heimische Automarken zunehmend im Ausland produziert: Nach Zahlen des VDA stieg die Zahl der im Ausland gebauten Wagen dieser Marken im ersten Halbjahr 1996 um 39 Prozent. Fast jedes achte „deutsche“ Auto komme damit aus anderen Ländern.
„Nicht nur in Polen oder Ungarn, auch in Frankreich und den USA können unsere Unternehmen heute billiger produzieren als in Deutschland“, erläuterte Verbandschefin Emmerich. Die Lohnkosten je Arbeitsstunde hätten letztes Jahr in der deutschen Autoindustrie über 60 Mark betragen, in Frankreich die Hälfte und in den USA 35 Mark. Der VDA fordert deshalb eine Senkung der Unternehmenssteuern und der Löhne, vor allem deren Nebenkosten.
Auf den wachsenden Markt reagiere die Automobilindustrie in diesem Jahr aber auch mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Bruttoanlageninvestitionen im Inland. Im vergangenen Jahr hätten sie bei 11,4 Milliarden Mark gelegen, die Direktinvestitionen im Ausland bei 4,5 Milliarden.
Ein Sorgenkind der deutschen Industrie konnte unterdessen wieder Erfolge melden: Die Daimler Benz AG präsentierte gestern in London ihre Halbjahresbilanz mit einem Gewinn von 782 Millionen Mark. Im gleichen Zeitraum 1995 standen 1,6 Milliarden Mark Miese in den Büchern. Der Verlust im Gesamtjahr 1995 lag gar beim Rekord von 5,7 Milliarden, bedingt auch durch die Pleite der Flugzeugtochter Fokker. Der Konzern wurde vom neuen Vorstand Jürgen Schrempp von 35 auf 25 Geschäftsfelder gestutzt. Wirklich gut verdient hat bei Daimler allerdings wieder nur die Autosparte: Mercedes hat im ersten Halbjahr 1996 schon 1,4 Milliarden Mark Gewinn eingefahren.
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