■ Mit der arbeitslosen Frau auf du und du: Doppelte Verlierer
Nürnberg (taz) – Ende November waren in ganz Deutschland knapp 2,1 Millionen Frauen arbeitslos gemeldet. Ihre Arbeitslosenquote liegt mit 13,5 Prozent deutlich höher als die der Männer (11,7). Daß es diesen Unterschied gibt, ist im ostdeutschen Arbeitsmarkt begründet. Während dort jeder sechste Mann ohne Job ist, gilt dies inzwischen für fast jede vierte Frau. 57,7 Prozent der Arbeitslosen sind in den neuen Länder weiblich. Studien haben allerdings für Westdeutschland festgestellt, daß dort viele Frauen die Hoffnung auf bezahlte Arbeit aufgegeben haben und sich erst gar nicht mehr arbeitslos melden.
Die Frauen in den neuen Ländern sind dabei sowohl Opfer des Arbeitsplatzabbaus als auch der verstärkten Konkurrenz durch die arbeitslos gewordenen Männer. „Sowohl beim Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe wie auch bei neu entstandenen Arbeitsplätzen im Dienstleistungsbereich sind Frauen die Verlierer“, lautet das Fazit einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Doch die Frauen im Westen holen auf – im Negativen. Seit einigen Monaten entwickelte sich ihre Arbeitslosigkeit in den alten Bundesländern ungünstiger als die der Männer. Konnten zwischen 1992 und 1995 die überproportionalen Arbeitsplatzverluste für Frauen in männerdominanten Bereichen durch zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten in Dienstleistungsberufen aufgefangen werden, sind Frauen jetzt von Einbrüchen gerade in diesem Sektor betroffen. Männer dagegen profitieren von der leichten Belebung im verarbeitenden Gewerbe.
Haben Frauen ihren Job verloren, dauert es auch erheblich länger bei ihnen, wieder einen zu finden. In den alten Bundesländern sind Frauen im Durchschnitt 8,4 Monate arbeitslos, Manner dagegen nur 7,3 Monate. Noch krasser fällt der Unterschied in den neuen Ländern aus. Dort finden Frauen erst nach 10,1 Monaten einen neuen Job, Männer haben dagegen schon nach 6 Monaten eine neue Arbeit. Teilzeitarbeitende und damit wiederum fast ausschließlich Frauen trifft es auch hier besonders hart. Deren Arbeitslosigkeit dauert im Osten mit 15,6 Monate doppelt so lange wie die von Vollzeitarbeitssuchenden.
Da hilft auch die Arbeitsmarktpolitik nicht so recht weiter. Im Westen werden Frauen bei der Vermittlung in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen unterdurchschnittlich berücksichtigt, im Osten hinken sie bei der beruflichen Weiterbildung hinterher. Bernd Siegler
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