■ Mit der Verlagskonzentration auf DU und Du: Partner für Bertelsmann
(Paris (dpa/taz) – Während in der Bundesrepublik der Springer-Verlag seine Klauen in benachbarte Geschäftsbereiche ausstreckt, ist in Frankreich soeben ein gigantischer Verlags- Fusions-Coup über die Bühne gegangen. Auch in den bundesdeutschen Buchmarkt will man hineinstoßen. Die französischen Medienkonzerne Generale Occidentale SA (GO) und CEP- Communication SA (beide Paris) haben am Dienstag den Zusammenschluß ihrer Verlagsinteressen in der Groupe de la Cite bekanntgegeben. GO wird in den neuen Konzern ihre Tochterfirma Les Presses de la Cite einbringen, die mit dem CEP-Verlagshaus Larousse-Nathan fusionieren soll. Daneben wird CEP im Zuge einer Kapitalerhöhung für 590 Millionen Franc (177 Millionen DM) etwa 23 Prozent an GO übernehmen. Sie wird damit hinter dem Medienkonzern Havas (bisher 38,5 Prozent) zweitgrößter GO-Aktionär.
Der neue Buch- und Zeitschriftenverlag wird jährlich mit 6.000 Beschäftigten etwa fünf Milliarden Franc (1,5 Milliarden DM) umsetzen, davon 700 Millionen Franc (210 Millionen DM) im Ausland. Er wird damit hinter Hachette die Nummer zwei in Frankreich und zählt zu den zehn größten der Welt. Das CEP-Pressegeschäft bleibt von der Fusion vorerst unberührt. Der Präsident der Presses de la Cite, Bruno Rohmer, trat aus Protest gegen die Fusion zurück.
Die Groupe de la Cite soll an die Börse gehen und von einer Holding geführt werden, an der beide Partner zu gleichen Teilen beteiligt sind. Die Holding wird jedoch nur 72 Prozent der Anteile des neuen Großverlages halten. Den Rest sollen sich Cerus – die französische Holding des italienischen Industriemagnaten Carlo De Benedetti – sowie MM Worms et Cie und Kleinaktionäre teilen. CEP- Chef Christian Bregou soll Präsident des Verlags, GO-Chef Ambroise Roux Chef der Holding werden.
Die Groupe de la Cite dominiert den französischen Markt für Literatur, Jugend- und Taschenbücher, Lehrbücher und Nachschlagewerke. Sie repräsentiert 10.000 Schriftsteller und jährlich 2.500 Neuerscheinungen. Im Zuge ihrer weiteren Expansion auch im Ausland denkt die Gruppe an eine Kooperation mit Bertelsmann, mit dem Les Presses de la Cite bereits jetzt gemeinsam den Buchclub France Loisirs betreibt, der 1986 2,3 Milliarden Franc umsetzte.
Die CEP hat in den vergangenen zehn Jahren ihren Umsatz von 300 Millionen auf drei Milliarden Franc (900 Millionen DM) verzehnfacht. Sie ging im November 1986 mit der erklärten Absicht an die Börse, sich Kapital für eine schnellere Expansion zu beschaffen und zu den drei größten europäischen Verlagen aufzusteigen, was mit der Fusion erreicht wird. CEP-Großaktionäre sind neben Havas noch die CLT (RTL Luxemburg) mit 15 Prozent und die Parthena Investissements (Suez-Gruppe) mit zehn Prozent. 25 Prozent sind im Streubesitz.
Hinter GO stehen über indirekte Beteiligungen die Compagnie Generale dElectricite und die Versicherungsgruppe UAP. Die Groupe de la Cite hat sich nach Angaben beider Partnerkonzerne zum Ziel gesetzt, als einer der weltgrößten Verlage den Buchmarkt zu entwickeln, Macht mit Kreativität zu verbinden und zu einem europäischen Pol im Lehrbuchmarkt zu werden.
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