■ Mit der VCD-Umweltliste auf du und du: Öko-Check für Autos
Berlin (taz) – Es gibt immer noch schlimmere Autos. Unter diesem Aspekt hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gestern eine Liste „akzeptabler“ Blechkisten veröffentlicht. Am besten schneiden dabei der Fiat Cinquecento 0,9 i.e.S. und der Fiat Punto 55 SX 6-Gang ab, zwei Wagen, die nur 710 beziehungsweise 859 Kilogramm wiegen.
In der Kompaktklasse macht der VW Golf mit 1,4 Liter Ottomotor das Rennen – genau wie bei einem Wettbewerb, den das Umweltbundesamt für die Auswahl eines Dienstwagens ihres Chefs Troge ausgelobt hatte. Insgesamt vergab der VCD an 15 Modelle das Urteil: „Wenn ein Auto, dann so eins.“ Sämtliche Nobelschlitten aus dem Hause BMW und Mercedes erhielten dagegen die Urteile „bedenklich“ oder „abzulehnen“.
Punkte gab es nicht nur für sparsamen Spritverbrauch, sondern auch für geringe Kohlenwasserstoff- und Stickoxidmengen, die aus dem Auspuff kommen. Beide Stoffgruppen sind für den Sommersmog mitverantwortlich und außerdem unmittelbar gesundheitsschädlich. Stickoxid (NO) macht außerdem dem Wald den Garaus. Auch Rußpartikel von Dieselmotoren, die die Hälfte aller durch Luftschadstoffe hervorgerufenen Krebserkrankungen verursachen sollen, gingen in die Wertung ein.
Lärm haben die Prüfer vom VCD dieses Mal deutlicher als in ihren letzten sechs Untersuchungen in ihre Bewertung einbezogen. Denn in Deutschland fühlen sich inzwischen zwei Drittel der Menschen von Autokrach belästigt. Rainer Guski, Vorsitzender des deutschen Arbeitsrings für Lärmbekämpfung, führt sogar 2.000 bis 3.000 Herzinfarkttote pro Jahr auf die akustische Umweltverschmutzung durch den Straßenverkehr zurück.
Schließlich beschäftigte sich der VCD auch mit der Herstellung der Autos. Für den Antransport von Rohstoffen, Reifen und Rohren per Schiff oder Bahn gab es ebenso Pluspunkte wie für formaldehydfreie Produktion und die Verwendung wasserlöslicher Lacke.
VCD-Mann Gerd Lottsiepen kritisiert die Autoindustrie dennoch für ihre „gespaltene Zunge“. Zum einen verkündeten die Manager vollmundig eine freiwillige Selbstverpflichtung, die eine 25-prozentige CO2-Reduktion bis zum Jahr 2005 verspricht. Zum anderen ist auch 1996 kein einziges 5-Liter-Auto auf dem Markt, ganz zu schweigen vom 3-Liter-Modell.
Parallel geht der Trend bei mehreren Herstellern jedoch weiter in Richtung „schneller, schwerer, leistungsstärker“, hat der VCD festgestellt. Der neue Ford Fiesta wiegt beispielsweise 100 Kilo und braucht 10 Prozent mehr Benzin als das Vorgängermodell. Annette Jensen
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