■ Mit der Telekom auf Du und Du: Ein Software-Haus am Bahnhof
Die Telekom hat eine Bremer Erfolgsmeldung präsentiert: Das neue „Entwicklungszentrum Nord“ der Telekom wurde gestern in der Passage an der Bürgerweide eingeweiht. Rund 220 kluge Köpfe sollen im sechsstöckigen Software-Haus künftig über Computerprogrammen brüten, „die zu 95 Prozent für den Telekom-eigenen Hausbedarf gebraucht werden“, sagt Telekom-Sprecher Klaus Wendel. Aber natürlich schiele die Telekom auch auf den externen europäischen Markt – der allerdings mit bislang fünf Prozent am Produktionsvolumen eher marginal ist.
Was als großer Erfolg verkauft wird – die rund 250 Arbeitsplätze in Entwicklung und Verwaltung im neuen Telekom-Entwicklungszentrum –, ist das Ergebnis eines harten firmeninternen Kampfes. „Daß der entgegen der Hamburger Bewerbung positiv für Bremen ausging, freut mich besonders“, schmunzelte auch Wirtsschaftssenator Hartmut Perschau bei den gestrigen Eröffnungsfeierlichkeiten. Für die Beschäftigten beim neuen Bremer Entwicklungszentrum ging das Rennen dennoch durchaus zwiespältig aus: Die frühere Oldenburger Niederlassung wurde mittlerweile geschlossen und in Bremen vereinnahmt. Und was Wirtschaftssenator Perschau als „Knotenpunkt“ zwischen den High-Tech-Entwicklern der Bremer Universität und der Privatwirtschaft schon mal schön malt, ist – soweit es Arbeitsplätze für innovative UniabgängerInnen betrifft – vorerst ausschließlich Telekom-MitarbeiterInnen vorbehalten. Denn in den vergangenen zwei Jahren schrumpfte der Mitarbeiterstab des ehemaligen Kommunikationsmonopols allein in Bremen um rund 1.000 Personen. Von den noch übrigen 3.200 MitarbeiterInnen landeten unterdessen einige als Umbesetzungsfälle im neuen Entwicklungszentrum der Telecom. Externe Bewerbungen, die sogar seitens promovierter EDV-ExpertInnen eintrudeln, könne man deshalb vorerst „leider nicht berücksichtigen“, erklärt Telekom-Sprecher Wendel. Und auch für Azubis hat die „unglaublich innovationsorientierte“ Telekom-Niederlassung kein Herz. Im neuen Zentrum jedenfalls liegt die Azubi-Quote bei Null.
Im internen Telekom-Vergleich schneidet das Bremer Entwicklungszentrum dafür gut ab: Von insgesamt fünf regionalen Entwicklungszentren in Deutschland ist es eines von zwei, wo Weiterbildung auf der Tagesordnung steht. „Ab sofort“ soll in drei Schulungsräumen nicht nur die Telekom-Belegschaft qualifiziert werden. „Wir wollen auch externe InteressentInnen schulen“, betont Wendel. „Vor allem Entwickler und Personen, die professionelles Wissen mitbringen.“ ede
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