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■ Mit der Recyclingbörse auf du und duNach Art des Marktes

Dublin (taz) – Übermorgen tritt eine neue EU-Verordnung über die Wiederverwertung von Verpackungsmaterial in Kraft. 1999 müssen die Unternehmen 38 Prozent ihrer Verpackungen recyceln, bis 2001 soll der Anteil auf 52 Prozent steigen.

Diese neue Regelung will die erste europäische Öko-Börse ausnutzen, die vorigen Monat in London gegründet worden ist. Sie handelt mit wiederverwertbaren Materialien wie Glas, Papier, Holz, Aluminium und Stahl sowie sogenannten Package Recovery Notes. Das sind Derivate, eine Art handelbarer Gutscheine für Unternehmen, die die Vorgaben nicht erfüllt haben. Diese können dann anderen Firmen deren Überschüsse abkaufen, um einer Strafe wegen Nichteinhaltung der Verpackungsverordnung zu entgehen.

Die Interessenten können sich an fünf Tagen in der Woche im Internet über die Angebote informieren und ihre Geschäfte dann telefonisch abschließen. Bisher sind der Börse 25 Unternehmen angeschlossen, der potentielle Kundenstamm umfaßt nach Angaben der Betreiber jedoch die 5.500 größten britischen Unternehmen, für die die neue EU-Verordnung gilt.

Vor allem die Lebensmittelhersteller und die Brauereien sind davon betroffen. Bis jetzt war das Angebot der Öko- Börse kostenlos, in den nächsten Wochen will man abwägen, ob es genügend Nachfrage gibt, und dann die Gebühren festlegen.

Großbritannien ist nach Auskunft von Judith Mayhew vom Ausschuß für Rohstoffe bei der Londoner Stadtverwaltung, die die Öko-Börse eröffnet hat, das einzige europäische Land, das die Reduzierung beim Verbrauch von Verpackungsmaterialien den Marktkräften überläßt. Andere Länder belegen die Produzenten mit einer Steuer. „Erhebt man Steuern, dann schlagen die Firmen sie auf den Preis für die Verbraucher auf“, sagte Mayhew. „Wir an der Börse in London machen es traditionell nach Art des Marktes.“

Die Öko-Börse ist ein Joint- venture zwischen Environmac in Edinburgh, dem Londoner Papierbrei-Terminmarkt Pulpex und der schwedischen OM- Gruppe, die die Stockholmer Börse verwaltet und an der Londoner Börse mit Finanzderivaten handelt. Angus Macpherson, der Geschäftsführer der Öko-Börse, sagte: „Unternehmen haben das Ziel, Geld zu machen. Die Umwelt steht auf der Prioritätenliste der Unternehmen.“ Ralf Sotscheck

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