■ Mit der Leipziger Messe auf du und du: Handel mit Tradition
Leipzig (taz) – In diesen Tagen feiert Leipzig den 500. Jahrestag der Verleihung des Reichsmesseprivilegs duch Kaiser Maximilian I. Die Messe mit dem Doppel-„M“ als Markenzeichen hat viele geschichtsträchtige Daten zu bieten, denn das deutsche Messegeschäft wurde in Leipig entwickelt. Zum führenden Standort wurde Leipzig durch die Ausrichtung der ersten Mustermesse in Europa 1895. Mustermessen richten sich nur an Händler. Dadurch wurde Leipzig zum zeitweise einzigen Messestandort im Deutschen Reich.
In der DDR war Leipzig für seine alljährlichen Universalmesse bekannt. Jedes Jahr im Herbst lächelte Erich Honecker auf bis zu 40 Fotos aus dem Neuen Deutschand. Der Monopolzugang zu den Märkten Osteuropas lockte namhafte Unternehmer aus aller Welt nach Leipzig. Die alljährlichen Messetage prägten das Bild Leipzigs als „offenste Stadt der DDR“. Seit 1989 gibt es in Leipzig keine Universalmessen mehr. Heute richtet die Leipziger Messegesellschaft 30 Einzelmessen im Jahr aus.
Am 19. März 1996 eröffnete das neue Messegelände vor der Stadt. Der moderne Bau – von einer großen Glaskuppel dominiert – entstand nach einem Entwurf des Architekten Volker Marg. Mit 103.000 Quadratmetern in fünf Hallen hat Leipzig das modernste Messegelände Europas. 1,3 Milliarden Mark kostete der rasche Neubau, großzügig gefördert von Bund, Sachsen und Leipzig. Eine „Schrittmacherfunktion für die ganze Region“ attestierte Wirtschaftsminister Günther Rexrodt bei der Eröffnung, angeblich hängen 4.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt am Messegeschäft.
Das ist allerdings härter geworden. 100 der 150 führenden Fachmessen finden in Deutschland statt. Die schwache Konjunktur verringert die Zahl der Aussteller. Dennoch wird weiter investiert: Die deutschen Messen modernisieren in den nächsten drei Jahren für 4,25 Milliarden Mark. Angesichts der enormen Konkurrenz ist man auch in Leipzig bescheiden geworden. Sachsens Wirtschaftsminister Karl-Josef Schommer rechnet „erst in zehn bis 15 Jahren mit schwarzen Zahlen“. Robin Alexander
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