Mit der Fahne auf Du und Du: CSD-Fahne über OL?
■ Grüne: Zum Christopher-Street-Day soll Oldenburg Flagge zeigen
Wird Oldenburg sich anlässlich des diesjährigen Christopher Street Days (CSD) als eine tolerante, liberale und weltoffene Stadt präsentieren? Oder bleibt die Stadt Provinz?
Die Organisatoren der für den 24. Juni geplanten schwul-lesbischen Parade wünschen sich ihre Fahne an das Oldenburger Rathaus und auf den Schlossplatz. Mit Verständnis und Unterstützung können sie bislang nur bei den Oldenburger Grünen rechnen. Die wollen im Mai einen entsprechenden Antrag im Stadtrat stellen, obwohl das Anliegen im Verwaltungsausschuss der Stadt schon einmal abgelehnt wurde. Die Verwaltung berief sich wie in den Vorjahren auf den „Gleichbehandlungsgrundsatz“: Wenn die Regenbogenfahne der Schwulen und Lesben hängen darf, dann kann in Zukunft ja jeder kommen. Der Grüne Fraktionsvorsitzende Berndt Zabel sieht das anders. „Fahnen können dann aufgehängt werden, wenn ein begründetes öffentliches Interesse“ bestehe. So hisste das Oldenburger Rathaus vor kurzem die Fahne Tibets, als der Dalai Lama Gast in der Stadt war. Ein öffentliches Interesse bestehe, so Zabel, auch hier.
Für Zabel geht es auch um das Image der Stadt: Oldenburg ist ein wichtiger Austragungsort der Parade. Szene-Zeitschriften nennen sie in einem Atemzug mit Berlin, Köln und amerikanischen Städten. So haben sich die Einzelhändler der Stadt bereits mit der schwul-lesbischen Veranstaltung, zu der 10.000 Menschen erwartet werden, angefreundet und wollen die Fußgängerzone mit Fähnchen ausstatten.
In anderen Städten wird das Image von Weltoffenheit und Toleranz auch auf politischer Ebene genutzt: Alle Fraktionen des Kölner Stadtrats haben kürzlich einer offiziellen Beflaggung zugestimmt. Vor diesem Hintergrund will die Oldenburger SPD-Fraktion, die im März gegen den Antrag gestimmt hatte, sich erneut beraten.
Jürgen Poeschel, CDU-Bürgermeister der Stadt, der eine CSD-Delegation im Rathaus empfangen sollte, hat sich – wie im Vorjahr auch – als „verhindert“ abgemeldet. Hiltrud Neidhart (Grüne), zweite Bürgermeisterin, wird seine Rolle übernehmen.
Für einen Antrag zur Beflaggung würden die grünen und sozialdemokratischen Stimmen im Rat ausreichen. hey
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