■ Mit der Entwicklungsbank auf du und du: Kleine Schwester
Der größte Kreditgeber in Lateinamerika hat diese Woche in Barcelona getagt, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit. Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) wird oft kleine Schwester der Weltbank genannt. Klein, weil ihr die weltweite Bedeutung fehlt, und Schwester, weil ihre Struktur und Politik der Weltbank ähneln. Die Entwicklungsbank mit ihren 46 Mitgliedsstaaten – darunter auch Japan und Deutschland – finanziert sowohl Kredite für Regierungen als auch für Privatinvestoren. 1996 verlieh sie 6,7 Milliarden US- Dollar; in den kleineren Ländern Lateinamerikas vergibt sie sogar mehr als doppelt soviel an Krediten wie die Weltbank.
Weder als klein noch als schwesterlich empfindet die Bevölkerung das Auftreten der Bank in Lateinamerika. Kritisiert werden die mangelhafte Umsetzung interner Umwelt- und Informationsrichtlinien und das ignorante Auftreten der Bank gegenüber der einheimischen Bevölkerung. In den Länderbüros der Bank erhalten die regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) kaum Zugang zu Informationen. Die Existenz einer entsprechenden Richtlinie wird dort in der Regel ignoriert. Die Regierungen wollen nicht, daß Informationen an NGOs gegeben werden, entschuldigt sich die Bank freundlich auf Nachfrage – und redet in ihrem Jahresbericht trotzdem von Transparenz.
Dennoch haben auch NGOs ein paar Erfolge gegen die IDB vorzuweisen. So ist nicht abzusehen, wann die von Kolumbien heiß ersehnte Verbindungsstraße nach Panama durch die panamaische Darién-Provinz, ein indigenes Gebiet, gebaut wird. Indigene Völker Panamas haben sich in einem einzigartigen Organisationsprozeß gegen das Projekt gewendet.
Die NGOs berufen sich auf die Versprechen von 1994, als die achte Wiederauffüllung des Bankkapitals anstand. Armutsbekämpfung, soziale Gerechtigkeit und Umwelt wurden damals von der Bank als Prioritäten für ihre zukünftige Arbeit angegeben, eine Revision der bisherigen Richtlinien angekündigt. Passiert ist nichts. „Wir sind der Rhetorik der Bank müde und erwarten, daß sie endlich Mechanismen einführt, die eine Partizipation der betroffenen Bevölkerung garantiert“, sagt Maria Augusta Espinoza, Vertreterin von Red Bancos. Maike Rademaker
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