Mit der CDU auf Du und Du: Im Socken-Streit
■ War die CDU-Abgeordnete Dreyer „sockenpolitische Sprecherin“ der CDA?
Der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Mathias Henkel, hat sein Amt niedergelegt (vgl. taz 3.7.) und diejenige, der er die Schuld dafür zuschreibt, versteht überhaupt nicht, was los ist. „Ich kann mich an überhaupt keinen Ärger erinnern“, sagt Brigitte Dreyer, Bürgerschaftsabgeordnete der CDU und Mitglied im Vorstand der Arbeitnehmerschaft. Sie macht gerade in Italien Urlaub und hat dort von dem Rücktritt erfahren.
Die Vorstandssitzung, bei der für Henkel das Fass zum Überlaufen kam, war für Dreyer eine „ganz normale Vorstandssitzung“. Der Vorsitzende Henkel hatte in einem Brief die Wahlen zum Bundesvorstand der CDA angefochten. „Ich verstehe bis heute nicht, warum“, sagt Dreyer. Der Vorstand habe ihn aufgefordert, diese Anfechtung zurückzunehmen und mit 11:1 Stimmen beschlossen, dass der Vorsitzende nur noch Briefe verschicken darf, wenn mindestens zwei stellvertretende Vorstandsmitglieder unterschrieben haben. „Das war zum Schutz von Herrn Henkel gemeint“, erklärt Dreyer diesen Beschluss, er sei oft „ein bisschen emotional“.
Bei der Wahl zum Bundesvorstand sei der Bremer Kandidat nicht berücksichtigt worden, die Mehrheit aus NRW habe aber einige formale Fehler gemacht, so dass die Wahl auch aus formalen Gründen nicht korrekt gewesen sei, erklärt Henkel, aber wenn die Mehrheit des Vorstands „aus Opportunität“ das hinnehmen wolle, dann sei ihm das auch recht.
Im Streit mit Brigitte Dreyer erinnert sich Mathias Henkel an eine „lange Kette von Sachen“, keine politischen Auseinandersetzungen, sondern eher Sticheleien. Auf einer Reise der Deputation habe er sich vor ihr zu Wort gemeldet, obwohl sie die „Sprecherin“ für die CDU ist, das habe sie ihm übel genommen. Und nachdem Brigitte Dreyer dem Weser Kurier erzählt habe, dass seine Frau ihm nicht genügend Socken für die Reise eingepackt habe, da habe er sie nur noch „sockenpolitische Sprecherin“ genannt. „Ich kann nichts für das Niveau von Frau Dreyer“, sagt Henkel über seine CDU-Fraktionskollegin.
Und geht es im Hintergrund irgendwie auch um die Listenplätze, wenn das nächste Mal die Bürgerschaft zu wählen ist? „Natürlich“ sagt Henkel. Das Parlament wird verkleinert, also wird es mindestens fünf CDU-Abgeordnete weniger geben. „Ich mache gern CDU-Politik“, sagt Henkel, „ich muss auch nicht alle Spielchen mitmachen. Ich habe einen guten Beruf, ich muss nicht in der Bürgerschaft sitzen.“ K.W.
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