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Mit den Rundfunkern auf Du und DuAnstalten zu Sendern

■ Gewerkschafter: flexible Arbeitszeitregeln

Zwei Prozent jährliche Ein-sparungen bei den Personalkosten bekamen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aufs Auge gedrückt. Da wächst bei den Gewerkschaften die Bereitschaft, heilige Kühe zu schlachten, um Arbeitsplätze zu retten. Darum fordert die VRFF, eine Fachgewerkschaft für die Mitarbeiter von ARD-Sendern, ZDF, Deutschlandfunk und Deutscher Welle mit nach eigenen Angaben 2.500 Mitgliedern, eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit. Auch die IG Medien hat das Ziel der Umwandlung von unvermeidbarer Mehrarbeit in Zeitguthaben in ihren Forderungskatalog für die Tarifrunde 1996 aufgenommen.

Die Wünsche der VFRR, die sie anläßlich einer Tagung in Bremen vorstellte, sind radikaler als die der IG Medien, nach eigenen Angaben gehen sie sogar über das hinaus, was in den Chefetagen gefordert wird. „Wir wollen, daß die Mitarbeiter künftig ihre Zeit selbst disponieren“, sagt der Vorsitzende der VRFF-Gruppe bei Radio Bremen, der Buten & Binnen-Reporter Norbert Caspar. Ganze Hierarchieebenen würden dann überflüssig. Arbeitszeitkontrolle solle wegfallen.

In vielen Redaktionen werde längst flexibel gearbeitet, hieß es. Zum Teil gehe es darum, längst praktizierte Arbeitszeiten zu legalisieren. So sei es üblich, daß Teams, die für Radio Bremen Spielfilme produzierten, auch mal vier Wochen am Stück 14 Stunden täglich schufteten. Anders sei man gegenüber kleinen privaten Produktionsfirmen nicht konkurrenzfähig, so der Vorsitzende der Bundestarifkommission, Manfred Wenk von Radio Bremen.

Die IG Medien betonte auf Nachfrage, daß sie schon lange Verhandlungen über eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und die Sicherung von Arbeitszeiten bei den Sender-Chefs angemahnt habe. Zumindest bei Radio Bremen (600 Mitarbeiter) ist aber Funkstille in dieser Frage: Die amtierende Personalratsvorsitzende des Senders, Barbara Schleich, erwartet ein Angebot der Arbeitgeber für einen neuen Tarifvertrag erst dann, wenn eine größere Sendeanstalt einen Abschluß erzielt habe. Die Belegschaftsvertreter hätten jedoch nicht vor, sich Gedanken zu machen, wo die Arbeitgeber Geld sparen könnten. jof

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