■ Mit den Konjunkturdaten auf du und du: Gespaltener Markt
Dresden (rtr/dpa) – Vorsichtigen Optimismus verbreitet das Münchener Ifo-Institut in seiner halbjährlichen Wirtschaftsanalyse, die es gestern in Dresden vorstellte. Zumindest für die westlichen Bundesländer prognostizieren die Konjunkturforscher eine Trendwende. Erstmals seit der Rezession von 1992/93 werden neue Arbeitsplätze entstehen; bis zu 140.000, sagte Ifo-Präsident Karl Heinrich Oppenländer.
In den neuen Ländern gehe dagegen der Arbeitsplatzabbau weiter. Vom Stellenabbau in Ostdeutschland sind das Baugewerbe und der öffentliche Dienst besonders betroffen. Die Ifo-Experten plädieren dafür, die Lohnangleichung in den neuen Ländern an westdeutsches Niveau zeitlich befristet auszusetzen, um Arbeitsplätze zu sichern. Abgefedert wird nach Ansicht des – dem konservativen Lager zugerechneten – Instituts eine solche gespaltene Lohnpolitik durch das nach wie vor bestehende Kaufkraftgefälle zwischen Ost- und West.
Für 1997 rechnet das Institut mit einer Zunahme des Bruttoinlandproduktes von durchschnittlich 2,25 Prozent, für 1998 liegt die Prognose zwischen 2,5 und 3 Prozent. Damit bleiben die Ifo-Forscher unter der Schätzung der Bundesregierung, die von 2,5 Prozent Wachstum in diesem und 3 Prozent im kommenden Jahr ausgeht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte sogar nur ein Wachstum von je 2 Prozent für 1997 und 98 vorhergesagt.
Die Münchener Konjunkturforscher sehen außerdem die Defizitquote im deutschen Staatshaushalt bei 3,3 Prozent – nach strenger Lesart oberhalb der Kriterien für den vorgesehenen Start der Europäischen Währungsunion. Das Institut hält aber nicht eine „Punktlandung“ bei 3,0 Prozent für erforderlich, sondern die nachhaltige Verminderung der Defizite.
Der Bundesbank gaben die Ifo-Experten auf den Weg, bei ihrer Politik der niedrigen Leitzinsen zu bleiben. Eine expansive Geldpolitik und der niedrige D-Mark-Kurs sorgten zur Zeit für kräftige Impulse in der deutschen Wirtschaft. Solange von den niedrigen Zinsen keine Gefahr für die Preisstabilität ausgehe, solle die Notenbank ihren Kurs fortsetzen.
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