Mit dem Treueeid auf Du und Du: SPD ist gegen Gelöbnis
■ Der Vorstoß der CDU sei Provokation, Profilierungsversuch und Ablenkung
In der Bremer SPD formiert sich Widerstand gegen den Vorschlag der CDU, ein öffentliches Gelöbnis von Bundeswehrsoldaten im Weser-Stadion durchzuführen. Neben Horst Isola und Wolfgang Grotheer hat sich jetzt auch Fraktionschef Christian Weber kritisch geäußert.
Horst Isola, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, forderte, ganz auf das Gelöbnis zu verzichten. „Eine Bundeswehr, die in der Mitte unserer demokratischen Gesellschaft eingebettet sein soll, bedarf keiner Weihe. Ein Vorgang dieser Art leistet eher einem antidemokratischen Denken Vorschub“, so Isola.
Auch Wolfgang Grotheer, Vorsitzender des Unterbezirks Stadt, vermutet in dem Vorstoß der CDU vor allem einen „durchsichtigen Versuch, sich zu profilieren“. Mit Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Autonomen sei zu rechnen, außerdem werde damit von den aktuellen Problemen der Bundeswehr mit Rechtsextremismus abgelenkt.
SPD-Fraktionschef Christian Weber sprach sich nicht grundsätzlich gegen öffentliche Gelöbnisse aus, allerdings sollten sie „an Orten stattfinden, an denen man mit der Geschichte konfrontiert wird.“An die Auseinandersetzungen beim letzten Gelöbnis im Weser-Stadion 1980 kann sich der SPDler noch gut erinnern. Beiratsmitglied Christian Weber hatte am 6. Mai 1980 eine Vorstandssitzung des Unterbezirks, danach ging er zum Osterdeich. Den kriegerischen Zustand dort habe er als „erschreckend“empfunden. „Ich habe das ganze gräßliche Schauspiel miterlebt, mit den brennenden Autos und den Auseinandersetzungen mit der Polizei.“Ob er an den Protesten teilgenommen hat, weiß Weber nicht mehr so genau.
Die Idee der Bremer Grünen scheint für Weber annehmbar: Sie schlugen vor, eine Rekruten-Vereidigung am Tag des Hitler-Attentats am 20. Juli im ehemaligen U-Boot-Bunker Farge durchzuführen. Begleitet werden sollen die Gelöbnisfeiern von einer Fachtagung zum Thema „Geschichte, innere Struktur und Auftrag der Bundeswehr“.
Die CDU forderte gestern den Senat auf, sich zur Abstimmung eines Termins mit dem Bundesminister für Verteidigung abzusprechen. Bürgermeister Henning Scherf will sich erst dann zum Thema äußern, wenn sich der Senat in einer Sitzung mit der Feier befasst hat.
Der Termin des 9. Juni, den die CDU vorgeschlagen hatte, scheint vorerst geplatzt: Weil das Werder-Stadion eine Rasenheizung bekommen soll, wird zu der Zeit wohl kein Boden im Stadion sein. Denkbar wäre eine Veranstaltung vor dem letzten Heimspiel am 2. Mai oder nach dem Umbau im August, so Reinhard Hoffmann vom Sportamt. Eine Kompromißlösung für CDU, SPD und Grüne wäre ein Termin vor dem Umbau: Gerade erst hat man 20 Zentimeter unter dem Werder-Rasen Geröll entdeckt, das vermutlich aus Trümmerresten des zweiten Weltkrieges stammt. Nach dem Umbau fehlt dieser historische Bezug. Christoph Dowe
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