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■ Mit dem Rubelkurs auf du und duUngestützt

Berlin (taz/AFP) – Seitdem der russische Wirtschaftsminister Jegor Gaidar am Wochenende seinen Rücktritt eingereicht hat, stürzt der Rubelkurs wieder von Rekordtief zu Rekordtief. Gestern sank der Kurs von 1.402 Rubel am Montag auf 1.504 Rubel für einen US-Dollar.

Nach den Plänen der russischen Regierung vom September hatte der Rubelkurs bei etwa eins zu tausend im Vergleich zum US-Dollar stabilisiert werden sollen – eine Vorgabe, die den ganzen Sommer über bis zum Kampf um das Weiße Haus Anfang Oktober auch eingehalten wurde. Danach sank der Kurs auf 1.200 Rubel, bis Schirinowskis Wahlerfolg weitere 100 Rubel pro Dollar kostete. Vor einer Woche noch hatte der Kurs unter der 1.300-Grenze gelegen.

Westexperten hatten im Dezember mit einem viel stärkeren Schirinowski-Effekt gerechnet. Doch erst jetzt sind die Märkte „in Panik“ geraten, wie gestern ein Mitarbeiter der Moskauer Devisenbörse sagte. Der Gaidar-Rücktritt nehme ihnen die Hoffnung auf einen Fortgang der Reformpolitik, so die Händler.

Das jedoch ist nicht der einzige Grund für den Rubel- Sturzflug. Hinzu kommt, daß heute, anders als im Dezember, niemand mehr Interesse an der Kurspflege hat. Die Zentralbank, geleitet von dem alten Apparatschik Wiktor Geraschenko, dämpfte den Schirinowski-Effekt im Dezember noch mit massiven Interventionen. Jetzt unternimmt sie nur halbherzige Stützungsversuche.

Auch die russischen kommerziellen Banken hatten im Dezember ein massives Interesse an einem stabilen Rubelkurs, der ihnen den günstigen Ankauf von US-Dollar ermöglichte. Denn zum 31. Dezember erstellen die Banken ihre Bilanzen auf Dollarbasis. Auf den Wechselkurs der heimischen Währung haben die russischen Banken großen Einfluß. Die Moskauer Devisenbörse gehört ihnen nämlich. Und der „Devisenmarkt“ besteht lediglich darin, daß Bankenvertreter untereinander aushandeln, wie viele Rubel ihnen ein Dollar und eine D-Mark wert sind. In den Wechselstuben an der Straße nehmen sie dann sowieso ein paar Rubel mehr.

Zudem wirkt, gleichfalls mit Verspätung, die Inflation kurssenkend. Die Sommerstabilität des Rubel gegenüber westlichen Devisen erschien vielen Beobachtern angesichts der stetigen Geldentwertung ohnehin als künstlich. Gaidars Rücktritt ist so eine gute Gelegenheit, dem Rubel unauffällig alle Stützen wegzuziehen. Wo der Kurs sich einpegeln soll, wissen Rußlands Geldstrategen auch heute schon: zwischen 1.600 und 1.700 Rubel pro Dollar. Donata Riedel

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