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■ Mit dem Marshallplan auf du und duGeld clever vermehrt

Berlin (taz) – Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Große, wie der Marshallplan, sollen dagegen vor allem Wohlverhalten fördern. Vor fünfzig Jahren startete die US- Regierung ein Milliarden-Hilfsprogramm für das darniederliegende Westeuropa. Zwischen April 1948 und Ende 1952 flossen 13,9 Milliarden US-Dollar in die westeuropäischen Länder – in heutigem Geld wären das knapp 100 Milliarden Dollar.

Es war keineswegs eine leichtfertige Spendierlaune, die den damaligen US-Außenminister George Marshall bewegte, am 5. Juni 1947 das Hilfsprogramm anzukündigen. Die Amerikaner ließen sich ihre milden Gaben ordentlich vergüten: Die bedachten Staaten mußten ihre Handelsschranken gegenüber den USA abbauen, sich zu wirtschaftlicher Kooperation verpflichten und für das Marshallgeld Waren aus den USA kaufen. Daher durften die Länder unter sowjetischem Einfluß die angebotetenen US-Gelder auch nicht annehmen.

Deutschland sollte zunächst nicht in den Genuß der Mittel kommen. Doch aus politischen Gründen erhielt die entstehende Bundesrepublik denn doch 3,2 Milliarden Dollar, zunächst für die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, später auch zur Beschaffung von Rohstoffen und Maschinen.

Als besonders clever erwies sich die Idee der Deutschen, die Marshallplan-Mittel lediglich als verzinste Darlehen an die Industrie weiterzureichen. Zu diesem Zweck wurde 1948 die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gegründet. Aus den zurückgezahlten Krediten wurde der ERP-Gegenwert-Fonds (European Recovery Program) gebildet, auch als Sondervermögen bekannt.

Aus dem Sondervermögen gewährte Kredite leisteten als eine Art Initialzündung einen nicht unerheblichen Beitrag zum westdeutschen Wirtschaftswunder. Der Fonds wuchs und gedieh. 1996 bewilligte die KfW Kredite, Zuschüsse und Bürgschaften in Höhe von 51,2 Milliarden Mark. Das Gros der Mittel kommt seit 1989 der klein- und mittelständischen Wirtschaft in den neuen Ländern zugute, ein kleiner Teil fließt in die Entwicklungshilfe. An die USA zahlte die Bundesrepublik lediglich 1,2 Milliarden Dollar zurück.

Zum 50. Jubiläum des Marshallplans stellte US-Präsident Bill Clinton nun ein vergleichbares Hilfsprogramm für Osteuropa in Aussicht – allerdings mit deutlich geringerem Umfang. Gudrun Giese

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