Mit dem Gerstensaft auf Du und Du: Beck & Co. halten Kurs
■ Im hartumkämpften Biermarkt behaupten sich die Bremer Brauer beachtlich
Den Deutschen vergeht der Bierdurst. Handelsketten drücken die Preise, Brauereien machen dicht: Dennoch segelt das grüne Beck's-Schiff durch die rauhe See des Biermarktes auf einigermaßen sicherem Kurs – auch nach dem Übertritt von Käpt'n Josef Hattig auf die Planken der Politik.
6,2 Millionen Hektoliter Bier verkaufte die Beck's-Gruppe insgesamt im Geschäftsjahr 1996/97 an die Trinker dieser Welt, das sind 200.000 Hektoliter weniger als im allerdings exzellenten Vorjahr. Schuld daran waren nach Angaben der Geschäftsführer um den Hattig-Nachfolger Götz-Michael Müller Einbrüche in Rußland und Taiwan. Neue Zollgesetze hätten dort den Hahn für Importbier fast zugedreht. Der Absatz der Tochterfirmen mit Erfrischungsgetränken und Behälterglas konnte dieses Minus nicht ausgleichen, so daß der Umsatz der Gruppe leicht auf 1,54 Milliarden Mark zurückging.
Dennoch sprach die neue Beck-Führungsriege von einem „zufriedenstellenden Ergebnis“. Die Vorzeige-Marke Beck's legte zu: In Deutschland um drei, in den USA um sieben und in Italien um 16 Prozent. Die Regionalmarke Haake-Beck verzeichnete leichte Einbußen, bleibt aber knapp vor dem hausinternen Konkurrenten Beck's das beliebteste Bier in Bremen und umzu.
Das neue Führungstrio für die 4.050 Mitarbeiter, Götz-Michael Müller, Dieter Ammer und Horst-Gevert Bellmer, präsentierte sich bei seiner Bilanz-Premiere im Jahre eins nach Hattig getreu ihrer Initialien als „ABM-Team“. Bereitwillig legte einer dem anderen die Overhead-Folien auf.
Hier setzt Beck & Co. ganz auf die Globalisierung, sowohl mit dem Bierexport als auch dem Aufbau von eigenen Brauereien oder der Vergabe von Lizenzen. Auf den wichtigsten Auslandsmärkten USA, Großbritannien und Italien sollen weitere Marktanteile gewonnen werden. In China wird die Brauerei-Kapazität auf 1,4 Millionen Hektoliter verdoppelt. In Thailand wird seit 1996 Beck's Bier gebraut, seit Oktober dieses Jahres auch in Indien.
Eine Abfüllanlage für Exportbier in Bremerhaven, deren Ansiedlung vom Bremer Senat schon vor Monaten für das Gelände der ehemaligen Carl-Schurz-Kaserne verkündet worden war, wird allerdings in absehbarer Zeit nicht gebaut. Auch das Grundstück hat Beck noch nicht gekauft, sieht in Bremerhaven nur eine „langfristige Option“. Denn nach Millioneninvestitionen in der Bremer Neustadt hat Beck Kapazitäten für 500.000 Hektoliter Exportbier frei. „Wir investieren erst, wenn das der Absatz rechtfertigt“, beschreibt Geschäftsführer Bellmer die Haus-Linie.
Wieviel Beck & Co. verdient hat, wird traditionell nicht bekanntgegeben. Aus den Andeutungen der Geschäftsführer ergibt sich jedoch, daß das Plus bei etwa 150 Millionen Mark liegen dürfte, das wären 10 Prozent vom Umsatz.
Damit das so bleibt, startet Beck demnächst eine neue Werbe-Offensive mit einer neuen Version des Kino-Spots vom grünen Segelschiff und Joe Cockers Werbelied. Insgesamt läßt sich Beck die Werbung weltweit 150 Millionen Mark kosten. Joachim Fahrun
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