Mit dem FC auf Du und Du: "Alles in Lot"
■ Aus Remscheid auf den Hamburger Kiez:Carsten Pröpper /Ein Portrait
Highnoon. Gleich ruft Carsten Pröpper an. Gestern, vor den Sauren die zur Feier des 1:1 gegen Schalke von den Paulianern im September gekippt wurden, sicherte der gelernte Banckaufmann das Gespräch zu. Ich warte.
Wenn er sich bei der Morgentoilette viel Mühe gibt, ordentlich fönt und wenn die Sonne dann seine Tolle im rechten Winkel bescheint, so wie auf dem aktuellen Mannschaftsfoto, kann er aussehen wie Lucky Luke. Fraglich bleibt jedoch auch nach dem gelungenen Einstand des Ex-Remscheiders auf der spielmachenden knäbelschen Position, ob er die entscheidende Qualität des Comic-Westernheldes teilt, jene nämlich, schneller als sein Schatten schießen zu können. 650 000 Mark ließ sich Heinz Weisener den Sohn von Günter Pröpper, Torschußlegende der 70er Jahre des Wuppertaler SV, kosten. Es klingelt: „Pröpper am Apparat.“ Wie ihm sein Einstand gefallen hat? „Es war schon ganz gut. Vorallem die Fans sind hervorragend. Fast 9000 bei einem Freundschaftsspiel, das gibt es sonst nirgends in der 2.Liga.“ Am besten versteht er sich mit Martin Driller und Bernd Hollerbach, „die wohnen ja auch bei mir im Hotel.“ Gemeint ist das Hotel-Restaurant „Engel“ in Niendorf. In zwei Wochen erst bezieht der 25jährige die erste eigene Wohnung, sein bisheriges Leben in Wülfrath, Wuppertal und Remscheid verbrachte er bei den Eltern hausend. Er selbst sei ein ruhiger Typ und verstehe sich auch deshalb mit Seppo Eichkorn so gut. Für Hobbys oder zum Lesen hat er keine Zeit, höchstens zum Essen gehen. Fußball allein befriedige ihn nicht, er will deshalb in Hamburg Sport studieren. Ihm gefällt es hier, fußballerisch und vom Umfeld. In der Großstadt steht man natürlich anders im Rampenlicht, Wenn er jedoch erst seine Wohnung hat „ist alles im Lot.“ Was hält er von den Fans, die am Millerntor ja besondere sind? Worauf ich genau hinaus will? Ich versuche es anders. Wenn einige der Fans so helle blonde Haare wie er hätten, würden sie diese garantiert mit einer grünen oder blauen Färbung auffrischen. Ob das nicht etwas für ihn wäre? Aus dem Hörer tönt ein sanftes Lachen mit unbeabsichtigtem Mütter-müssen-mich-mögen-Charme: „Nein, für mich persönlich kann ich mir das nicht vorstellen.“ Wir werden sehen, was mit Luke passiert, wenn der Schatten der Kleinstadt im Großstadtalltag zu verblassen beginnt. thom
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen