Mit dem Autogeschäft auf du und du: Daewoo ist da – kistenweise
■ Noch „Leute in allen Bereichen“ sucht Daewoo – nur 45 Wiesbadener kamen beim Firmenumzug nach Bremen mit
„Wir sind hier mittendrin beim Auspacken“, gesteht die Pressesprecherin der Daewoo-Automobile Deutschland GmbH, Kirsten Lattewitz. Die Anlaufadresse des koreanischen Auto-Konzerns hat die erste Etage des großen Vulkan-Verwaltungsgebäudes angemietet. Die Adresse lautet „Bürozentrum Am Wätjens-Park“. 14 große LKW-Ladungen hat die Spedition in den letzten Tagen von Wiesbaden nach Bremen gebrach. Die Hälfte der ehemals 90 Mitarbeiter machen den Umzug mit. Für die restlichen Stellen sucht Daewooo in Bremen derzeit neue Kräfte: „Wir suchen noch in allen Bereichen Leute“, sagt die PR-Verantwortliche von Daewoo.
Daewoo wird von Bremen aus sein Marketing betreiben, Händler sollen hier auf neue Modelle eingestimmt werden, Auto-Bestellungen werden von hier aus nach Korea oder an die jeweiligen Produktionsorte weitergegeben und der Import finanziell abgewickelt.
Bislang sitzt das Ersatzteillager noch beim Subunternehmer Daffenbach in Wiesbaden, das soll aber auch nach Bremen verlegt werden. Ein Stockwerk unter den Daewoo-Leuten hat die Osnabrücker Speditionsfirma Egerland zwei Büroräume bezogen. Der frühere Ostasien-Verantwortliche der Bremer staatlichen Wirtschaftsförder-Firma „Bremen Business International“ (BBI), Gerhard Lojek, sitzt hier als „Niederlassungsleiter“ der „Car Terminal GmbH&Co KG“, einer 100-prozentigen Egerland-Tochter.
400 Quadratmeter will er hier einmal unter Vertrag nehmen, wenn alles perfekt ist. Irgendwann im kommenden Frühjahr – einen genauen Termin gibt es noch nicht – sollen die ersten PKW am Vulkan-Kai entladen werden, aber da geht es nach Lojek nicht nur ums Entladen. „Wir sind hier ein Glied der Produktionskette aus Korea“, sagt er, da würden dann auch letzte Montage-Arbeiten an den Fahrzeugen ausgeführt. Nirgends sonst in Bremen gebe es ein Angebot mit einer derartigen „Dienstleistungstiefe“ für den Automobil-Import, sagt der Niederlassungsleiter Lojek. Auf die Frage, ob denn der geringe Daewoo-Autoumschlag die Kapazitäten betriebswirtschaftlich rentabel auslasten könne, antwortet Lojek ausweichend. Mit Daewoo gebe es einen langfristigen Vertrag, sagt er. Im Konzern in Korea sei man dabei, die „Prozesskette zu optimieren“. Da spiele der „integrierte europäische Standort“ – eben Bremen – eine große Rolle, möglicherweise werde auch der Daewoo-Autoumschlag von anderen europäischen Häfen nach Bremen-Vegesack dirigiert.
Und das lukrative Angebot, neben dem reinen Umschlag auch Arbeitsvorgänge der Endmontage zu übernehmen, werde auch anderen Auto-Produzenten gemacht: „Das bieten wir auch amerikanischen und europäischen Automobilherstellern an. Das ist eigentlich unser Kerngeschäft.“
In der Wirtschaftsdeputation hat Bremens Senator Josef Hattig gestern versichert, es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Krise des koreanischen Daewoo-Konzerns Auswirkungen auf das Projekt der Daewoo-Konzentration auf dem Bremer Vulkan-Gelände habe. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen