■ Mit autofreien Städten auf du und du: Autos ausbremsen
Santiago/Berlin (taz) – Unter dem Motto „autofreie Stadt“ hat Greenpeace heute weltweit zum Protest aufgerufen. Um auf den Treibhauseffekt und die daraus resultierenden Klimaveränderungen aufmerksam zu machen, sind gleichzeitige Kundgebungen in Mexiko-City, Santiago, Sao Paulo, Brüssel, London, San Francisco, Schwerin, Sidney, Toronto, Wien, Zürich und Amsterdam geplant. Nach Angaben von Roberto Kishinami, Koordinator für Klimafragen von Greenpeace-Brasilien, sind die Abgase von Autos, Bussen und LKW für die Hälfte des weltweit produzierten Kohlenmonoxidausstoßes verantwortlich.
In Deutschland will Greenpeace Schwerin zur autoarmen Modellstadt umbauen. „Unser Konzept ist, kurze und schnelle Wege für Autos zu verhindern“, so Martina Krüger, die an der Kampagne mitarbeitet. Verkehrsberuhigung soll nicht nur durch Poller und Tempo-30-Zonen erreicht werden, sondern vor allem dadurch, daß die Wartepflicht anderer VerkehrsteilnehmerInnen gegenüber dem Auto aufgehoben wird – Schrittempo für alle. Außerdem können private PKW die Stadt nicht mehr durchfahren; für jeden Weg von einem zum anderen Stadtteil sollen die BesitzerInnen von Blechkisten einen Umweg über die Umgehungsstraße in Kauf nehmen müssen – während RadfahrerInnen, Busse, Taxis und zu bestimmten Zeiten auch Lieferwagen ihre Ziele weiter direkt ansteuern können. „Die Leute müssen außerdem wissen, daß sie in Schwerin keinen Parkplatz mehr auf der Straße finden“, erleutert Krüger das Konzept. Nur AnwohnerInnen können für eine Übergangsfrist ihre Wagen auf öffentlichen Plätzen abstellen. Außerdem will Greenpeace, daß langfristig Bus- und Straßenbahnhaltestellen mindestens ebenso schnell zu erreichen sind wie das eigene Auto.
„Bequemlichkeit, Preis und Schnelligkeit sind die Kriterien, nach denen die Leute ihr Verkehsmittel wählen – und da setzen wir an“, so Krüger. 70 Prozent weniger Autos als heute prognostiziert sie, wenn die Pläne nach zehn Jahren vollständig umgesetzt wären. Spielen PolitikerInnen und BürgerInnen mit? Das Konzept, bei dessen Erarbeitung die Ämter und Parteien hinzugezogen wurden, sei darauf angelegt, daß es durchsetzbar sei, sagt die Greenpeace-Frau. Grüne und FDP sendeten schon positive Signale, SPD und PDS reagieren gespalten und die CDU plädiert für neue Straßen und die Stillegung einer Bahntrasse. a.p./aje
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